Psychologische Phänotypen als Prädiktoren der Behandlungsergebnisse in der Tabakentwöhnung

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Zitierfähiger Link (URI): http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-opus-27454
http://hdl.handle.net/10900/49008
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2007
Sprache: Deutsch
Fakultät: 7 Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät
Fachbereich: Psychologie
Gutachter: Batra, Anil
Tag der mündl. Prüfung: 2007-01-24
DDC-Klassifikation: 150 - Psychologie
Schlagworte: Rauchen , Raucherentwöhnung , Nicotin , Verhaltenstherapie
Freie Schlagwörter: Nikotinabhängigkeit , Tabakentwöhnung
cigarette smoking, nicotine dependence, behavioural intervention, smoking cessation
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Ziele und Fragestellung: Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um eine prospektive Beobachtungsstudie im Kontext einer Intervention. Ihr Ziel war es, Teilnehmer einer Tabakentwöhnungsbehandlung multidimensional zu beschreiben und verschiedene Untergruppen im Sinne von „Raucherprofilen“ zu identifizieren. Weiterhin sollte untersucht werden, ob die Angehörigen der einzelnen Untergruppen nach der Teilnahme an einer Tabakentwöhnungsbehandlung unterschiedliche Abstinenzwahrscheinlichkeiten besitzen. Der Auswahl der verwendeten Variablen lag ein lerntheoretisches Modell der Tabakabhängigkeit zugrunde, das Konzepte positiver und negativer Verstärkung integriert. Es wurde angenommen, dass sich in der Gesamtstichprobe der Studienteilnehmer vier Untergruppen finden lassen: 1. Raucher mit einer starken körperlichen Abhängigkeit und einem andauernden starken Craving, 2. Raucher mit einer depressiven Symptomatik und einer negativen Selbstkommunikation, 3. Raucher mit einer hohen Ausprägung des „Novelty Seeking“ und einer ADHD-Symptomatik und 4. Raucher mit niedrigen Werten in allen verwendeten klinischen Fragebögen. Es wurde vermutet, dass die Gruppe der „unauffälligen“ Teilnehmer im Vergleich zu den drei erstgenannten Gruppen nach der Entwöhnungsbehandlung signifikant höhere Abstinenzraten besitzt und auch ein höheres Ausmaß an Compliance aufweist als die übrigen Gruppen. Studienteilnehmer: Eingeschlossen wurden erwachsene Raucher mit einem Konsum von mindestens 10 Zigaretten über mindestens zwei Jahre. Schwangere Frauen, Personen mit antidepressiver oder neuroleptischer Medikation, schweren kardiovaskulären Begleiterkrankungen, psychotischen Erkrankungen oder einer aktuellen depressiven Episode wurden von der Studie ausgeschlossen. Die Rekrutierung erfolgte über die örtliche Presse, Hausärzte, Flugblätter und die Versendung von Massen-Emails über die Universität und die Universitätsklinik. Von den behandelten 202 Rauchern besaßen 165 Personen vollständig vorliegende Datensätze hinsichtlich der relevanten Prädiktorvariablen. Auf diesen 165 Personen basierten die durchgeführten Berechnungen. Messinstrumente: Die Datenerhebung erfolgte über Fragebögen zu sozialen, rauchanamnestischen und psychologischen Variablen, die bei der Informationsveranstaltung, vor jeder Therapiesitzung und zu den Katamnesen ausgegeben wurden. Die Abhängigkeitssymptomatik wurde mit dem Fagerström Test für Nikotinabhängigkeit und dem Questionnaire of Smoking Urges gemessen. Die depressive Symptomatik wurde mit dem Becks Depressions Inventar und der Skala „negative Selbstkommunikation“ des Inventar zur Selbstkommunikation für Erwachsene erfasst. Zur Erfassung der Ausprägung des Novelty-Seeking und einer Hyperaktivitätssymptomatik wurden die Novelty-Seeking-Skala des Tridimensional Personality Questionnaire, die BAS-Skala des BIS/BAS-Fragebogens und die ADHD-Checkliste verwendet. Die Selbstaussagen zur Abstinenz wurden während der Behandlung und zur 1-Monats-Katamnese mit einer Kohlenmonoxid-Messung biochemisch validiert. Intervention: Alle Teilnehmer erhielten dieselbe verhaltenstherapeutische Intervention nach Batra & Buchkremer (2004). Das Programm wurde in Gruppen mit je 6-10 Teilnehmern durchgeführt und beinhaltete sechs wöchentliche ambulante Behandlungstermine von je 90 Minuten Dauer. Zusätzlich wurde für jeden Raucher eine Empfehlung ausgesprochen für die Verwendung von Nikotinersatzmitteln, die individuell an das jeweilige Rauchverhalten angepasst wurde. Ergebnisse: Mittels Clusteranalysen wurden vier Gruppen gefunden, deren Reliabilität durch eine Kreuzvalidierung bestätigt wurde. Die Cluster bestanden aus „depressiven“, „stark abhängigen“, „hyperaktiven/novelty-seeking“ und „unauffälligen“ Rauchern. Die „hyperaktive“ Gruppe war dabei durch hohe Scores auf sämtlichen gemessenen Variablen charakterisiert. Die Clusterzugehörigkeit erwies sich als ein Prädiktor sowohl für die kontinuierliche Abstinenz einen Monat nach der Behandlung als auch für die Punktabstinenz zur 6- und 12-Monats-Katamnese. Raucher mit einem „hyperaktiven“ und zum Teil auch mit einem „depressiven“ Profil erreichten signifikant geringere Abstinenzraten als diejenigen mit einem „stark abhängigen“ und einem „unauffälligen“ Profil. Entgegen den Hypothesen fand sich jedoch kein Hinweis darauf, dass die Resultate auf ein geringeres Ausmaß an Compliance zurückzuführen waren. Schlussfolgerung: Die unterschiedlichen Entwöhnungserfolge könnten ein Hinweis darauf sein, dass in der durchgeführten Intervention die besonderen Schwierigkeiten und Bedürfnisse der jeweiligen Risikogruppen hinsichtlich der Aufrechterhaltung ihrer Abstinenz nicht ausreichend berücksichtigt wurden. Eine Ergänzung der Therapie durch risikogruppenspezifische Module könnten eine Chance zur Verbesserung der Abstinenzaussichten darstellen.

Abstract:

Aims: This study was an observational study in the context of a smoking cessation intervention. The study sought to develop multidimensional smoker profiles. The selection of questionnaires occurred in a theory-based way, the underlying model of tobacco dependence integrated concepts of positive and negative reinforcement. It was assumed to find four different subtypes of smokers: 1. smokers reporting symptoms of severe nicotine dependence and intense craving, 2. smokers reporting depressive symptoms and negative self-communication, 3. smokers reporting high levels of hyperactivity/novelty-seeking and 4. smokers reporting low scores on all measures. It was hypothesised that the low scoring smokers would be more likely than depressive, novelty-seeking and highly dependent smokers to attain and maintain short- and long-term abstinence following treatment, and show higher rates of treatment compliance. Participants: Participants were adults who reported a smoking intensity of at least 10 cigarettes a day and a smoking duration of at least 2 years. Pregnant women, persons with antidepressive or antipsychotic medication, severe cardiovascular diseases, psychotic illness or a current major depression episode were excluded from the study. Participants were recruited via local media, local physicians’ referrals and a university-wide mass e-mail campaign. 165 of 202 treated smokers delivered complete data sets concerning the relevant predictor variables. The statistical analyses were based on the data of these 165 participants. Measurements: Measurements in the current study included self-report questionnaires assessing smoking behaviour and dependence, social and psychological variables. Nicotine dependence was assessed using the Fagerstrom Test for Nicotine Dependence and the Questionnaire of Smoking Urges. Measures of depressive symptoms included Beck Depression Inventory and the negative self-communication scale of the Inventory of Self-communication for Adults. Levels of Novelty Seeking and ADHD-symptomatology were assessed using the ADHD-Checklist Questionnaire, the novelty-seeking scale of the Tridimensional Personality Questionnaire and the BAS-scale of the BIS/BAS-Questionnaire. Self-report of smoking intensity was biochemically validated at posttest and 1-month follow-up using a carbon monoxide test. Intervention: The outpatient group intervention used in the current study was a six-week behavioural smoking cessation intervention according to the treatment manual of Batra & Buchkremer (2004). Participants attended the 1 ½ hour group sessions on a weekly basis, and groups consisted of 6-10 participants each. All participants received individualized recommendations for the use of nicotine replacement therapy. Findings: A cluster-analysis was used to classify smokers according to the hypothesised smoker profiles. The four clusters consisted of “depressive”, “highly dependent”, “hyperactive/novelty-seeking” and “low scoring” smokers. The “hyperactive/novelty-seeking” group evinced the highest scores of all groups across the variables. A cross-validation was conducted and confirmed the reliability of the group classification. The smoker profiles predicted continuous abstinence at the 1-month follow-up as well as point-prevalence abstinence at the 6- and 12-month follow-ups. Specifically, smokers with depressive and hyperactive/novelty-seeking profiles evinced significantly lower short- and long-term abstinence rates than smokers with low-scoring and highly dependent profiles, but contrary to expectations they did not evince lower compliance rates. Conclusion: The different abstinence rates may reflect the particular difficulties and needs of the respective groups regarding the maintenance of short- and long-term abstinence beyond treatment. These findings provide preliminary support for a theory-based classification to tailor smoking cessation treatment to different smokers’ needs.

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