Inhaltszusammenfassung:
Anhaltende intensive Schmerzen führen zu einer drastischen Steigerung der Empfindlichkeit der an der Schmerzentstehung und Schmerzverarbeitung beteiligten neuronalen Strukturen. Diese Sensibilisierungsprozesse lassen sich vom peripheren Nerv bis zum Zentralnervensystem nachweisen. Die funktionellen und strukturellen Veränderungen sind substanziell an der Entstehung und Aufrechterhaltung eines Schmerzgedächtnisses beteiligt und werden als Grundlage der Chronifizierung von Schmerzen angesehen. Insbesondere für chronisch neuropathische Schmerzen, zu denen das komplexe regionale Schmerzsyndrom gezählt wird, scheinen diese Mechanismen eine bedeutsame Rolle zu spielen. Unter den Faktoren, die einen Einfluss auf die Schmerzchronifizierung haben, wurden bislang vor allem peripher-physiologische Prozesse untersucht. Die Bedeutung der zentralnervösen und psychologischen Prozesse sowie der Reizverarbeitung sind dagegen noch weitgehend unbekannt. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die kortikale Reorganisation und den analgetischen Effekt eines N-methyl-D-Aspartat Rezeptor Antagonisten kombiniert mit Morphin sowie Morphin alleine zu untersuchen. Darüber hinaus soll der Zusammenhang zwischen chronisch neuropathischen Schmerzen und der funktionellen Regeneration sowie psychologische Einflussfaktoren betrachtet werden. Die Studie wird mit 15 Patienten, die an einem komplexen regionalen Schmerzsyndrom erkrankt sind, durchgeführt. Die magnetoenzephalographische Messung zeigt, dass bei den Patienten eine Veränderung in der funktionellen Organisation des somatosensorischen Kortex zu beobachten ist, die in einem signifikanten Zusammenhang mit der Schmerzstärke steht. Die Ergebnisse der funktionellen Magnetresonanztomographie machen deutlich, dass nach der Behandlung die Patienten in der Kombinationsgruppe einen signifikanten Rückgang der kortikalen Aktivität in den schmerzassoziierten Arealen im Vergleich zur Gruppe mit Morphin, zeigen. Die Parameter der kortikalen Reizverarbeitung stehen in einem signifikanten Zusammenhang mit der subjektiven Beeinträchtigung und der angstbedingten Vermeidung vor Bewegungen sowie der Depressivität. Die Untersuchungsergebnisse deuten drauf hin, dass chronische Schmerzen ein Resultat verschiedener neuronaler Aktivitäten sind und durch Erwartungen, Lernprozesse sowie Erfahrungen modifiziert werden.
Abstract:
Persistent intensive pain results in a drastic increase in the sensitivity of the neuronal structures involved in pain generation and pain processing. The sensitisation processes can be detected from the peripheral nerves up to the central nervous system. The functional and structural changes are substantially involved in the development and maintenance of a pain memory and are considered to be the basis of pain chronification. In particular for chronic neuropathic pains, to which the complex regional pain syndrome is considered to belong, this mechanism appears to play a meaningful role. Among the factors which have an influence on pain chronification, primarily peripheral physiological processes have been investigated to date. In contrast, the importance of central nervous and psychological processes as well as the stimulus processing are still unknown to a great extent. The objective of the present paper is to investigate the cortical reorganisation and the analgesic effect of a N-methyl-D-aspartate receptor antagonist combined with morphine as well as morphine alone. Additionally, the connection between chronic neuropathic pain and functional regeneration as well as psychological influences is to be considered. The study is to be conducted with 15 patients who are suffering from a complex regional pain syndrome. Magnetoencephalographic measurement shows that in these patients a change in the functional organisation of the somatosensory cortex is observed; it is significantly correlated with the pain strength. The results of the functional magnet resonance tomography clearly show that after treatment of the patients in the combination group, a significant reduction in cortical activity in the pain-associated areas compared to the morphine group occurs. The parameters of the cortical stimulus processing are significantly correlated with the subjective impairment and the fear-induced avoidance of movements as well as depression. The results of the investigation indicate that chronic pain is a result of different neuronal activities and is modified by expectation, learn processes as well as experience.