Der Einfluss von Aufmerksamkeit auf das zeitliche Auflösungsvermögen des visuellen Systems: Gegensätzliche Effekte bei unterschiedlicher Aufmerksamkeitslenkung

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Zitierfähiger Link (URI): http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-opus-21770
http://hdl.handle.net/10900/48874
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2005
Sprache: Deutsch
Fakultät: 7 Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät
Fachbereich: Sonstige - Informations- und Kognitionswissenschaften
Gutachter: Ulrich, Rolf
Tag der mündl. Prüfung: 2006-01-25
DDC-Klassifikation: 150 - Psychologie
Schlagworte: Visuelle Aufmerksamkeit , Zeitauflösung , Psychophysik , Parietalhirn , Temporallappen
Freie Schlagwörter: zeitliche Diskrimination , magnozellulär , parvozellulär , Pfade der visuellen Verarbeitung
Spatial attention , temporal discrimination , Cue , parvocellular , magnocellular , visual pathways
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Seit den Anfängen der Aufmerksamkeitsforschung wird die Wirkung visuell-räumlicher Aufmerksamkeit als positiv eingeschätzt. In einer neueren Studie wurde jedoch gezeigt, dass räumliche Aufmerksamkeit die Wahrnehmung auch behindern kann (Yeshurun & Levy, 2003). In dieser Studie sollten die Probanden eine zeitliche Lücke zwischen zwei Punkten entdecken. Die Lückenentdeckung war unter Aufmerksamkeitseinfluss verschlechtert. Um zu überprüfen, ob sich dieser unerwartete Befund auch auf eine andere zeitliche Aufgabe generalisieren lässt, wurde der Einfluss visuell-räumlicher Aufmerksamkeit auf die Diskrimination der zeitlichen Reihenfolge untersucht. In der Tat ließ sich in Experiment 1 zeigen, dass Aufmerksamkeit, wenn sie mit Hilfe peripherer Cues gelenkt wird, auch die Diskriminationsleistung der zeitlichen Reihenfolge beeinträchtigt. Dieser negative Effekt könnte jedoch auch durch Interferenz aufgrund des Cue hervorgerufen worden sein und somit nicht auf der Aufmerksamkeitsorientierung selbst beruht haben. In zwei weiteren Experimenten wurde diese alternative Interferenzhypothese überprüft. Es zeigte sich, dass Interferenz tatsächlich als Erklärung des negativen Effekts in Betracht kommt. Daher wurde in zwei zusätzlichen Experimenten ein zentraler Cue verwendet, der keine Interferenz hervorrufen sollte. Dieser zentrale Cue verursachte einen positiven oder negativen Aufmerksamkeitseffekt, je nachdem, ob er prädiktiv bezüglich der Zielreizposition war oder nicht: Der prädiktive zentrale Cue verbesserte die Diskriminationsleistung, während der nicht-prädiktive zentrale Cue sie verschlechterte. Die Resultate sprechen insgesamt dafür, dass (durch periphere oder nicht-prädiktive zentrale Cues) automatisch gelenkte Aufmerksamkeit die Diskrimination der zeitlichen Reihenfolge beeinträchtigt, während (mit prädiktiven zentralen Cues) willentlich gelenkte Aufmerksamkeit die Reihenfolgediskrimination verbessert. Dies legt nahe, dass die unterschiedlichen Arten von Cues zwei separate Aufmerksamkeitssysteme aktivieren. Diese Systeme scheinen auf verschiedene Mechanismen zurückgreifen und dadurch gegensätzliche Effekte auf unsere Wahrnehmung haben zu können, möglicherweise indem sie auf unterschiedlichen Ebenen der Verarbeitung ansetzen.

Abstract:

Since the beginning of research on attention, the influence of visual attention is thought to enhance perceptual processing. A recent study, however, has demonstrated that visual attention can also hamper perceptual processing (Yeshurun & Levy, 2003). In this study, participants were asked to detect a temporal gap within an otherwise continuously presented dot on a screen. Gap detection was worse with than without visual attention. To assess whether this counterintuitive finding generalizes to another temporal discrimination task or not, we examined the influence of visual attention on temporal-order discrimination in five psychophysical experiments. Experiment 1 showed that a peripheral cue impairs temporal-order discrimination. This negative effect, however, could have been due to interference from the cue and thus could not be attributed to the attentional manipulation itself. Two further experiments assessed this alternative interference hypothesis and provided partially support for this hypothesis. Therefore, a central cue was used in two additional experiments, which should not produce interference. This central cue produced a positive or negative effect depending on its predictive value. It enhanced discrimination when it was predictive, whereas it hampered performance when it was non-predictive. The complete pattern of results suggests that automatically oriented attention (with peripheral or non-predictive central cues) impairs temporal-order discrimination whereas voluntary oriented attention (with predictive central cues) enhances it. It is concluded that the different types of cue activate two separate attentional systems. These systems seem to rely on different mechanisms and therefore can have opposite effects on perception, most likely at different levels within the visual system.

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