Inhaltszusammenfassung:
Beim Abyssomicin C handelt es sich um den bisher einzigen biologisch aktiven Vertreter einer vor kurzem durch R. D. Süssmuth beschriebenen Familie von Naturstoffen, die zu den Polyketiden zählen. Diese zeichnen sich gegenüber den anderen bekannten Spirotetronaten durch eine von der Tetronsäure ausgehende transannulare Etherbrücke, die einen Oxabicyclo[2.2.2]octanring bildet aus. Im Unterschied zu anderen bekannten Antifolaten unterbricht Abyssomicin C die Folsäurebiosynthese durch Inhibition der als Substrat benötigten para-Aminobenzoesäure (pABA). Dabei zeigt es gegen eine Reihe multiresistenter Staphylococcus aureus Stämme Wirksamkeit und ist somit ein interessantes Target für die Entwicklung neuartiger Antibiotika. Im Rahmen dieser Arbeit gelang es den vollständig funktionalisierten Grundkörper der Abyssomicine synthetisch zugänglich zu machen. Damit wurde der Grundstein für eine Totalsynthese des Naturstoffs, sowie für die Synthese einer großen Zahl von Analoga gelegt.
Zunächst wurde die Domino-Michael-Addition auf ihre Anwendbarkeit bei der Synthese des polycyclischen Grundkörpers der Abyssomicine überprüft. Obwohl gezeigt werden konnte, daß der Aufbau eines geeignet funktionalisierten Oxabicyclo[2.2.2.]octans grundsätzlich möglich ist, wurde dieser Weg aufgegeben, da die Addition eines kumulierten Ylids für den Aufbau der Tetronateinheit an ein derart starres Ringsystem nicht gelang. Daher erschien eine Herangehensweise bei der zunächst das Spirotetronat und anschließend die transannulare Etherbrücke gebildet wird sinnvoller. Tatsächlich konnte anhand einer Reihe von Synthesestudien gezeigt werden, daß eine transannulare Knüpfung der Etherbrücke ausgehend vom vinylogen System der Tetronsäure möglich ist. Dies führte zur Entwicklung einer äußerst effektiven Synthese des vollständig funktionalisierten Grundkörpers der Abyssomicine. Ausgehend von Hexadienol wurde durch eine 6-stufige Synthese-Sequenz von IMDA, stereoselektiver alpha-Hydroxylierung, Öffnung des Lactons, dirigierter metallkatalysierter Epoxidierung, Acylierung und schließlich Dieckmann-Cyclisierung zur Spirotetronsäure, die unmittelbar durch regioselektive transannulare Epoxidöffnung zum Oxabicyclo[2.2.2]octan abreagierte, das Syntheseziel mit zufrieden stellender Ausbeute erreicht. Letztlich stützt dies die Biosynthese-Hypothese, die aufgrund der offensichtlichen Verwandtschaft der Abyssomicine mit den Macrolidtetronaten ein Syntheseintermediat mit spiroverknüpfter Cyclohexeneinheit postuliert.