Inhaltszusammenfassung:
Im Rahmen dieser Arbeit wurde die Nahrungsgrundlage der auf dem Araukarienplateau von Rio Grande do Sul lebenden Anuren untersucht. Hierfür wurden Magenspülungen eingesetzt, wobei dieses Verfahren in umfangreichen methodischen Untersuchungen zunächst so optimiert wurde, dass schließlich ohne Mortalität der Versuchstiere einschließlich kleiner Tiere ab ca. 20 mm Körpergröße gearbeitet werden konnte. Meine Arbeitshypothese einer Spezialisierung in der Nutzung des breiten Angebots an Beute konnte verifiziert werden. Auch begrenzte Jagdhabitate führen offensichtlich zu einer Konkurrenz-Vermeidung. Viele der untersuchten Arten können als sit-and-wait Prädatoren charakterisiert werden. Vorherrschende Beuteobjekte waren Arthropoden. Bei einzelnen größeren Spezies spielen auch andere Frösche eine Rolle im Nahrungsspektrum. Saisonale Unterschiede in der Nahrungsaufnahme sind vor allem bei Arten mit kurzer Fortpflanzungsperiode ausgeprägt. In dieser Zeit waren die Mägen durchweg leer. Einige Engmaulfrösche erwiesen sich als ausgesprochene Nahrungsspezialisten, sie fressen ausschließlich Ameisen und Termiten. Allerdings werden keineswegs Ameisen aller Arten akzeptiert. Gemieden werden solche der Unterfamilie Formicinae, die über Ameisensäure verfügen, die bei den untersuchten Microhyliden eine charakteristische Abwehrreaktion auslöst.
Erstmals wurde bei Schlangen das Fressen von Schaumnestern beobachtet, die bei einigen Froscharten zum Ablaichen angelegt werden. Welche Bedeutung dieser Räuberdruck quantitativ für die betreffenden Froscharten hat, bleibt zu klären.
Unter den Beiträgen zur Erfassung der Anuren-Diversität sind mehrere Kurzmitteilungen morphologisch-taxonomischen Beschreibungen von Kaulquappen gewidmet. Bisher fehlten Kenntnisse über die Larven fast aller Anuren des Araukarienwaldes.
Vor allem die gewonnenen Erkenntnis über die Ernährung der Araukarienwald-Anuren ergänzen unser derzeitiges Bild dieses Ökosystems mit neuen Teilaspekten. Regenwälder sind immer Froschparadiese. Der Anteil der Kröten und Frösche am Umsatz der animalischen Biomasse muß als beträchtlich eingestuft werden. Quantitativ stehen Arthropoden als Beute sicher im Vordergrund. Die Rolle sonstiger Invertebraten kann erst beurteilt werden, wenn deren Reste in den Mageninhalten besser identifiziert werden können.
Insgesamt stellen herpetologische Studien einen wesentlichen Beitrag zum Verständnis der Evolution des Ökosystems Araukarienwald dar.