Inhaltszusammenfassung:
Depressionen stellen eine der häufigsten psychischen Erkrankungen dar, wobei das Jugendalter als eine besonders kritische Phase im Hinblick auf die Entwicklung depressiver Störungen gilt. So erfüllen bis zu 20% aller Jugendlichen bereits vor Erreichen des 18. Lebensjahres mindestens einmal die Diagnosekriterien für eine Major Depression. Darüber hinaus lässt sich weltweit ein Kohorteneffekt mit steigenden Prävalenzraten und einem gleichzeitigen Absinken des Erstmanifestationsalters beobachten. Im Hinblick auf die Entstehung und Aufrechterhaltung von Depression wird heute ein multifaktorielles Ätiologiemodell angenommen, das komplexe bio-psycho-soziale Wechselwirkungen vieler Variablen betont und die Depressionsentstehung als Entwicklungsprozess versteht. Neben einer Vielzahl von Variablen werden Persönlichkeit und Copingstrategien mit depressiven Symptomen im Jugendalter in Verbindung gebracht, da beiden angesichts der in dieser Alterphase zu bewältigenden Entwicklungsaufgaben, die oft als belastend erlebt werden, eine große Bedeutung zukommt. Entsprechende Entwicklungsanforderungen implizieren nicht per se Schwierigkeiten oder Entwicklungskrisen, es kann vielmehr angenommen werden, dass erst durch neue und oftmals belastend erlebte Anforderungen die psychologische Differenzierung gefördert und neue Integrationsprozesse angestoßen werden, woraus sich wiederum positive Impulse für auf die Persönlichkeits- und Identitätsentwicklung als Hauptaufgabe des späteren Jugendalters ergeben. Ziel dieser Untersuchung war es daher die Zusammenhänge zwischen Persönlichkeit, Coping und depressiver Symptomatik bei einer nichtklinischen Stichprobe von 283 Jugendlichen zu untersuchen. Basierend auf klinisch-empirischen Befunden, die zeigen, dass Depressive eine geringere emotionale Stabilität, höhere Introversionswerte und Verschlossenheit aufweisen und sich durch negative Selbstbeschreibungen sowie eine geringere Stabilität hinsichtlich ihres Selbstbildes und ein höheres Ausmaß an dysfunktionalen Copingstrategien auszeichnen, wurde geprüft, inwiefern sich bereits bei allenfalls subklinisch- depressiven Jugendlichen ein entsprechend depressogeneres Persönlichkeitsprofil und ein höheres Maß an dysfunktionalen Copingstrategien zeigt. Sowohl Persönlichkeit als auch Coping sollten dabei einen bedeutenden Beitrag zur Vorhersage der sechs bzw. zwölf Monaten später erhobenen depressiven Symptomatik leisten, wobei angenommen wurde, dass Coping den Zusammenhang zwischen Persönlichkeit und Depression mediiert. Hypothesenkonform zeigte sich, dass depressivere Jugendliche im Vergleich zu Jugendlichen ohne bzw. mit deutlich geringerer depressiver Symptomatik sich sowohl durch ungünstigere Copingstrategien als auch durch ein depressogeneres Persönlichkeitsprofil auszeichnen. Als stärkster Prädiktor zukünftiger depressiver Symptomatik erwies sich die vorausgegangene depressive Symptomatik. Während sich querschnittlich Hinweise auf einen partiellen Mediationseffekt des Zusammenhangs zwischen Persönlichkeit und depressiver Symptomatik durch Coping ergaben, zeigte sich ein solcher Effekt bei Analyse der Längsschnittdaten nicht.
Abstract:
Depression is one of the most common psychological disorders in life. Adolescence is a very critical period for the development of depression; a first major depressive episode appears in up to 20% of all adolescents before the age of 18. Moreover there seems to be a worldwide cohort effect with increased prevalence rates in younger populations and a decreased age of onset for depressive disorders. The etiology of depression is believed to be a complex biopsychosocial and developmental process, encompassing many variables and their interactions. Among many others, personality and coping strategies are key factors related to depressive symptoms in adolescence, because they have an important function in navigating the cognitive and socioemotional developmental demands in adolescence. Increased developmental demands in adolescence, however, do not in and of themselves lead to disturbance. In fact new and stressful demands may trigger psychological differentiation and integration and may therefore help initiate identity development. Success or failure of adaptation and development rather seem to be functions of coping. The aim of this study was to evaluate the relations among personality, coping and depressive symptoms in a nonclinical sample of adolescents (N = 283). Prior research showed that people with depression are less emotional stabile, more introverted and withdrawn, tend towards negative self-descriptions, and evince higher levels of dysfunctional coping strategies. Based upon such results the present study examined whether adolescents with subsyndromal symptoms of depression can be characterised by a more ‘depressed personality’ and higher levels of dysfunctional coping strategies than nondepressed adolescents. It was hypothesized that personality as well as coping would be significant predictors of depressive symptoms at six- and twelve-month follow-up and that coping would mediate the relationship between personality and depressive symptoms. As hypothesized results show that adolescents with subsyndromal symptoms evince a more depressed personality and also show higher levels of dysfunctional coping strategies. Level of depressive symptoms at first assessment is found to be the best predictor for later depressive symptoms. Although coping partially mediated the relationship between personality and depressive symptoms at time one and time three, no mediation effect over time was found.