Inhaltszusammenfassung:
Die Vermessung helizitätsabhängiger totaler
Photoabsorptionswirkungsquerschnitte am Proton und Neutron ist Gegenstand der
vorliegenden Dissertation. Diese Messung ist Grundlage für die direkte
experimentelle Überprüfung der fundamentalen Gerasimov-Drell-Hearn
Summenregel. In dieser Arbeit wird der experimentelle Aufbau und die
Analyse der Daten von dem, am Elektronenbeschleuniger ELSA in Bonn
durgeführten Experiment, beschrieben.
Zirkular polarisierte Photonen werden durch Bremsstrahlung von longitudinal
polarisierten Elektronen erzeugt. Die Energiemarkierung der Photonen erfolgt
durch ein sogenanntes tagging system. Ein frozen spin Targetsystem
stellt longitudinal polarisierte Nukleonen zur Verfügung. Durch die
horizontale Anordnung ist ein Raumwinkel von 99.6 % von 4 Pi durch
hocheffiziente Detektormodule abgedeckt.
Zum Test des Detektorsystems und der verwendeten Analysemethode wurden
unpolarisierte totale Photoabsorptionswirkungsquerschnitte an Kohlenstoff
und Beryllium vermessen. Die Ergebnisse sind im Einklang mit bereits
veröffentlichten Resultaten und besitzen eine bislang unerreichte
statistische Präzission.
Die helizitätsabhängigen totalen Photoabsorptionsquerschnitte am Proton
stimmen im Überlappbereich mit vorangegangenen Messungen an MAMI in Mainz
überein. Der Beitrag zum GDH Integral beträgt
(45.8 +- 2.6 +- 2.3) mikrobarn im Energiebereich zwischen 680 MeV und
2.9 GeV, bzw. (27.3 +- 2.1 +- 1.4) mikrobarn zwischen 800 MeV und 2.9 GeV.
Addiert man zu den vorliegenden Resultaten die Beiträge aus dem Experiment
an MAMI und
nimmt man theoretische Vorhersagen aus den nicht vermessenen Energiebereichen
hinzu, kann keine Verletzung der GDH Summenregel festgestellt werden.
Am Neutron wurden erstmals doppelt polarisierte Photoabsorptionsquerschnitte
im Energiebereich zwischen 815 MeV und 1825 MeV vermessen. Dabei wurde ein
polarisiertes 6LiD Target verwendet. Die Resultate zeigen einen
starken Beitrag im Energiebereich der 3. Resonzregion, was im Widerspruch
zu Vorhersagen aus Multipolanalysen steht. Der experimentelle Beitrag zum
GDH Integral am Neutron beträgt (36.8 +- 5.6 +- 4.0) mikrobarn. Dieser
Beitrag sorgt dafür, dass unter Hinzunahme von theoretischen
Vorhersagen in den nicht vermessenen Energiebereichen, ebenfalls am Neutron
keine Verletzung der GDH Summenregel beobachtet wird.