Inhaltszusammenfassung:
In molekulardynamischen Simulationen, in denen Quanteneffekte eine
entscheidende Rolle spielen, werden oft gemischt quanten-klassische
Modelle verwendet. Dabei betrachtet man die Atomkerne als klassische
Partikel, die sich gemäß einer Newtonschen Bewegungsgleichung entlang
einer Trajektorie bewegen, wohingegen die Elektronen durch die
oszillatorische Wellenfunktion einer singulär gestörten
Schrödingergleichung repräsentiert werden. Bei der numerischen
Integration eines solchen quanten-klassischen Modells liegt die
größte Schwierigkeit in der Berechnung des Quantenteils, weil sich
die Elektronen auf einer signifikant schnelleren Zeitskala bewegen
als die Atomkerne.
In dieser Dissertation werden neue numerische Verfahren entwickelt,
mit denen die Lösung der elektronischen Schrödingergleichung
besonders effektiv berechnet werden kann. Diese neuen Integratoren
benötigen nur eine Auswertung und Diagonalisierung des Hamiltonians
pro Zeitschritt und liefern sogar dann noch sehr gute Ergebnisse,
wenn man die Zeitschrittweite größer als die Frequenz der Oszillation
wählt. Dies wird durch eine geeignete Transformation des Problems und
eine spezielle Entwicklung von Integralen über die oszillatorischen
Anteile erreicht.
Die Überlegenheit der neuen Integratoren im Vergleich zu
traditionellen Verfahren wird nicht nur anhand eines Modellproblems
demonstriert, sondern in detaillierten Fehlerabschätzungen auch
bewiesen. Darüber hinaus analysiert die Arbeit die Probleme, die
durch eine nichtlineare Kopplung zwischen der klassischen
Bewegungsgleichung für die Atomkerne und der oszillatorischen
elektronischen Schrödingergleichung entstehen. Es wird bewiesen, dass
das Problem durch die Transformation gleichmäßig wohlgestellt wird
und dass sich das vorgeschlagene Verfahren auch bei großen
Schrittweiten stabil verhält.
Abstract:
When quantum behaviour has to be included into simulations of
molecular dynamics, mixed quantum-classical models are widely used.
In these models, the nuclei are considered as classical particles
evolving along a trajectory given as the solution of a Newtonian
equation of motion, whereas the electrons are represented by the
oscillatory wave function of a singularly perturbed Schrödinger
equation. Since the electrons evolve on a much faster time scale, the
approximation of the quantum part is the computationally critical
problem for any numerical method.
In this PhD thesis, several new numerical integrators are devised
which enable an efficient computation of the solution of the
electronic Schrödinger equation. These integrators require only one
evaluation and diagonalization of the Hamiltonian and yield excellent
results even if the time step size is chosen larger than the
frequency of oscillation. This is achieved by a suitable
transformation of the problem and an expansion technique for the
approximation of integrals over the oscillating components.
The performance of the new integrators is demonstrated and compared to
traditional schemes in a model problem. The observations from the
numerical tests are then confirmed and explained by detailed error
estimates and the corresponding proofs. Moreover, the problems arising
from the non-linear coupling between the classical equation for the
nuclei and the oscillatory electronic Schrödinger equation are
analysed. It is proven that the problem is uniformly well-posed after
the transformation and that the proposed numerical method is
stable even when large time steps are used.