Inhaltszusammenfassung:
Die größte Unterfamilie der Gliridae, die Glirinae, weisen eine myomorphe Anordnung der Kaumuskulatur auf. Die Bilche wurden daher traditionell zu den Myomorpha gestellt. Eine weiter Unterfamilie der Gliridae, die Graphurinae wären damit als sekundär hystricomorph zu betrachten.
Weiterhin ist bis dato die intrafamiliäre Stellung der Graphiurinae innerhalb der Gliridae nicht ausreichend fundiert.
Vorliegende Arbeit bietet anhand vergleichender Craniogenetik, basierend auf seriellen histologischen Schnittserien, eine empirische Grundlage, die besonderes Augenmerk auf die Ethmoidal- und Orbitotemporalregion legt.
Anhand dieser Daten konnte die Monophylie der Gliridae, insbesondere durch den einheitlichen ontogenetischen Bildungsmodus des M. masseter medialis bei den Graphiurinae und Glirinae, dargestellt werden. Die ontogenetisches Anlage des M. masseter lateralis bei Graphiurus zeigt, dass die Hystricomorphie des Taxons eine Plesiomorphie, und keine sekundäre Vereinfachung darstellt.
Weiterhin lassen die zahlreichen strukturellen Ähnlichkeiten der Gliridae und Myomorpha sich primär auf Plesiomorphien reduzieren, oder stellen Konvergenzbildungen dar.
Diese Befunde werden ebenfalls durch Fossilfunde bestätigt.
Hier zeigt sich, dass die Gliridae zunächst eine primitive protrogomorphe Organisation der Kaumuskulatur aufweisen, die bei späteren Funden in einer Vergrößerung des Foramen infraorbitale für den M. masseter medialis, und in einer Expansion des M. masseter lateralis resultiert. VIANEY-LIAUD (1985) bezeichnet die Gliridae daher als Pseudo-Myomorph.
Molekulare Analysen bestätigen ebenfalls, dass die Gliridae eine Platz in der Nähe der basalen Aplodontia und Sciuridae einnehmen, und nicht zu den Myomorpha gestellt werden können.