Inhaltszusammenfassung:
Refraktive (Regenbogen-) Phänomene sind bei der Streuung leichter
Schwerionen eine wichtige Quelle von Informationen über das
Wechselwirkungspotenzial bei kleineren Abständen. Eine genaue Vermessung
von Stärke und Lage des nuklearen Regenbogens in den gemessenen
Winkelverteilungen erlaubt Rückschlüsse auf die den Streuprozess
beschreibenden Kern-Kern-Potenziale.
Ziel dieser Arbeit ist es die Energieabhängigkeit der Entwicklung der
refraktiven Strukturen im 16O + 16O Streusystem bei den Energien von 704
MeV und 1.12 GeV zu untersuchen. Die Messung erfolgte am GANIL mit Hilfe
des hochauflösenden Magnetspektrometers SPEG.
Die präzisen refraktiven Streudaten werden mit phänomenologischen
Woods-Saxon-Potenzialen und modellunbeschränkten Potenzialen analysiert.
Die erhaltenen Ergebnisse werden mit einem mikroskopischen Potenzial
verglichen, das aus einer Doppelfaltung in ,,finite range exchange`` mit
einer Nukleon-Nukleon Wechselwirkung mit intrinsischer Energie- und
Dichteabhängigkeit (TUE3Y) erhalten wird. Die extrahierten Potenziale
weisen die für Schwerionenstreuung typischen Eigenschaften auf.
Die Ergebnisse dieser Arbeit werden in Zusammenhang mit denen bei niedrigeren
Energien (250 MeV - 480 MeV) systematisch dargestellt.
Die 1n-Transfer Reaktion 16O(16O,17O)15O weist in dem Energiebereich von
250 MeV bis 1.12 GeV ebenfalls refraktive Strukturen auf, die von den
aus der elastischen Streuung erhaltenen Potenzialen reproduziert
werden.
Eine Nearside-Farside Zerlegung der Streuamplitude zeigt, dass die
Beiträge zum nuklearen Regenbogen aus refraktiven Streuprozessen stammt,
mithin also aus dem Dichteüberlappbereich der Stosspartner.