Inhaltszusammenfassung:
Die Form der Pulse binärer Röntgenpulsare ist für jede Quelle
charakteristisch. Die beobachteten Pulsprofile sind energieabhängig und
i.a. deutlich asymmetrisch. Letzteres ist mit der Vorstellung
eines idealen magnetischen Dipolfelds und axialsymmetrischer Emission an den
magnetischen Polen der Neutronensterne nicht vereinbar. Das Zustandekommen
der verschiedenen Pulsformen und die Ursachen für ihre Asymmetrie konnten
bisher nicht eindeutig geklärt werden.
In dieser Arbeit wird ein Verfahren zur weitgehend modellunabhängigen
Analyse der Pulsprofile von Röntgenpulsaren vorgestellt und
seine Anwendung auf Beobachtungsdaten von Her X-1, Cen X-3 und Vela X-1
beschrieben. Bei dieser Analysenmethode wird die Asymmetrie der Pulsprofile
benutzt, um auf der Grundlage einiger sehr allgemeiner Symmetrieannahmen die
Pulsargeometrie und die Strahlungscharakteristik unmittelbar aus den
beobachteten Pulsprofilen zu erschließen.
Ausgehend von der Annahme, dass die Ursache für die Asymmetrie der
beobachteten Pulsprofile ein etwas gestörtes magnetisches Dipolfeld
ist, konnte mit der Analysenmethode die Geometrie der Röntgenpulsare
Her X-1 und Cen X-3 bestimmt und die sichtbaren Bereiche ihrer
Strahlungscharakteristiken rekonstruiert werden. Letztere können als
eine Kombination aus 'Fan-' und 'Pencil-Beam' interpretiert werden.
Im Fall von Vela X-1 war es nicht möglich auf eine eindeutige
Geometrie und Strahlungscharakteristik zu schließen. Es lassen sich
jedoch Lösungen finden, die auf eine Strahlungscharakteristik führen,
die denen von Her X-1 und Cen X-3 sehr ähnlich ist.
Die systematischen Änderungen der Pulsformen während des 35-d-Zyklus
von Her X-1 können mit einem Modell der sukzessiven Abschattung der
Emissionsregionen durch den Innenrand der Akkretionsscheibe erklärt
werden. Darüber hinaus ergibt sich, dass die Anwendbarkeit der Methode
von der Größe des in den Pulsprofilen enthaltenen gepulsten
Anteils der Strahlung abhängig ist.