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Aufgrund der Feststellung, dass Organizingansätze in deutschen Gewerkschaften zwar populärer werden, aber wissenschaftliche Untersuchungen zu deren Erfolgen rar sind und meist auf die USA bezogen waren und zu langfristigen Erfolgen keine Untersuchungen vorliegen, hat diese Arbeit das Ziel, die Arbeitsweise von Organizingansätzen in Deutschland explorativ zu untersuchen und daraufhin Hypothesen über den langfristigen Erfolg der Handlungsweisen hauptberuflicher Organizer aufzustellen. Hierfür wurden Interviews mit hauptberuflichen Organizern der IG Metall und ver.di geführt und ausgewertet.
In einem ersten Schritt wird in dieser Arbeit der Blick für möglicherweise wichtige Zusammenhänge sensibilisiert. Nach der Explikation der Begriffe Organizing, Erfolg und langfristiger Erfolg werden daher anhand von Fallstudien und quantitativen Untersuchungen bisherige Vermutungen und Erkenntnisse über erfolgreiche Strategien zusammengetragen. Hierbei stellt sich insbesondere die Bedeutung von Partizipation und Qualifikation heraus.
Im theoretischen Teil wird zunächst der Problemhintergrund thematisiert, auf den Organizing eine Antwort finden soll. Zentral ist hier das Problem des Mitgliederrückgangs. Anschließend wird vor dem Hintergrund einiger theoretischer Perspektiven insbesondere geschaut, wie Organizing zur Rekrutierung und Bindung von Mitgliedern beitragen kann. Auch hier zeigt sich die zentrale Rolle der Partizipation.
Im dritten Hauptteil dieser Arbeit geht es schließlich darum, ein angemessenes methodisches Vorgehen für die Erhebung und Auswertung der Daten zu finden. Als Dreh- und Angelpunkt des methodischen Vorgehens wird schließlich das Experteninterview ausgemacht, welches unter Zuhilfenahme des Leitfadens als Erhebungsinstrument durchgeführt und mit der dokumentarischen Methode ausgewertet wird.
Im Folgenden seien die Ergebnisse der Arbeit und ihre Darstellungsweise im vierten Hauptteil erläutert.
Als erstes werden die von den Organizern beschriebenen und zahlreich angeführten Erfolge dargestellt. Daraufhin gilt das Augenmerk den langfristigen Erfolgen. Bei diesen zeichnet sich ein differenzierteres Bild ab. Hier wird die Skepsis der Organizer größer, die Erfahrungen weniger und die Anzahl zu berücksichtigender Faktoren bei einer Beurteilung größer. Dennoch lassen sich auch hier einige Erfolge feststellen.
Daraufhin gilt das Augenmerk den Arbeits- und Sichtweisen der Organizer und somit auch der individuellen Ausgestaltung ihrer Handlungsspielräume vor dem Hintergrund von Gemeinsamkeiten des Organizingverständnisses. Dieser Schritt bildet die Grundlage für das Auffinden von Handlungsoptionen, denen ein Revitalisierungspotential zugesprochen werden könnte.
Zentrale Ergebnisse (Hypothesen) der Arbeit betreffen die Partizipation und ihre Ausgestaltung im Hinblick auf eine nachhaltige Entwicklung der Organizingprojekte, sowie die Planung der Projekte. Des Weiteren stellt sich im Zuge der Auswertung der Interviews heraus, dass die Bedeutung der bestehenden gewerkschaftlichen Strukturen für die Nachhaltigkeit von Projekten so groß ist, dass sie von den Interviewpartnern ein ständig selbst initiiertes Thema waren. Ursprünglich sollten nur die Handlungsweisen der Organizer selbst das Thema sein.
Die Bedeutung der bestehenden Gewerkschaftsorganisationen besteht vor allem darin, dass eine enge Zusammenarbeit insbesondere mit den Fachbereichssekretären möglich sein muss und dass sie eine hinreichend lange Planung der Projekte gestatten müssen. Auch sollte die Nachbereitung der Projekte nicht vernachlässigt werden und muss von Anfang an mit eingeplant werden.
Ebenso von herausragender Bedeutung scheint zu sein, dass Organizing aufgrund der Arbeitsweise und der Verankerung außerhalb (o. oberhalb) gewerkschaftsorganisationaler Strukturen (Fachbereiche, Bezirke, Länder…) zu Konflikten führt. So entstehen Konflikte etwa durch unterschiedliche gewerkschaftspolitische bzw. –strategische Ansichten, aber auch durch Unklarheiten über Zuständigkeiten oder wegen des überwiegend offensiven Charakters von ‚Organizing‘. Aufgrund der wachsenden Beachtung, die Organizing in den Gewerkschaften findet, scheint in der Förderung der internen Zusammenarbeit und eines konstruktiveren Umgangs mit Konflikten eine wichtige Zukunftsaufgabe zu liegen.
Das Ziel dieser Arbeit ist es, quantitative Untersuchungen zu langfristigen Organizingerfolgen zu ermöglichen Sie ist nach Einschätzung des Autors allerdings auch geeignet für alle Menschen die mit Organizing in Berührung kommen und interessiert sind mehr zu erfahren oder deren Arbeit schon länger ‚Organizing‘ als Bezugspunkt hat und die Perspektiven anderer Kollegen auf Organizing kennenlernen und vielleicht zur Inspiration nutzen möchten. Insbesondere der vierte Teil (S. 98-149) dürfte hier von Interesse sein, da hier typische und individuelle Arbeitsweisen, Probleme, Umgangsweisen mit Problemen und Chancen des Organizing aus der Sicht erfahrener Organizer beleuchtet werden. |
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