Inhaltszusammenfassung:
Manchmal hat es den Anschein, die Krise des Erzählens könne in eine Krise
geraten. Aber einstweilen behauptet sie ihr Recht: Erlebnisströme überfluten die Gattungsbetten, diffus erfahrene Wirklichkeit fügt sich keinen finalen Konzepten, der Bogen spannt sich nicht mehr zur Geschichte. Die sogenannte Krise des Erzählens ist eine Krise von Anfang und Ende. Das Märchen, eine alte und traditionelle Erzählform, steht dazu im Gegensatz. Es zeichnet eine klare Ausgangssituation, beschreibt präzise Entwicklungsschritte, führt zu einem eindeutigen Ende. Aber so einleuchtend dieser Gegensatz ist - bei näherem Zusehen zeigt sich, daß Anfang und Ende des Märchens nicht etwa objektiv vorgegeben und undiskutabel, daß sie vielmehr Elemente eines literarischen Koventionalisierungsprozesses sind und in dem Augenblick zur Disposition stehen, in dem die Grenzen dieser Konvention überschritten werden.