Inhaltszusammenfassung:
Wer Aufgaben der Lokalgeschichte anpackt, und zumal wer durch ein Jubiläum in die Rolle des Festredners gedrängt wird, der gerät leicht in Versuchung, die Maßstäbe zu verrücken und so bloß-antiquarische Geschichte in monumentale zu verwandeln. Wo Unkenntnis die übrige Landkarte weiß läßt, heben sich die Entdeckertaten farbiger hervor; wo sich die weihevolle Stimmung auf den einen zu Feiernden konzentriert, lassen sich die Vorläufer, Mitstreiter und Konkurrenten leicht vergessen. In der Tat: es liegt nahe zu sagen, daß Friedrich David Gräter schon 1793 zum Sammeln von Volksliedern aufgerufen habe, daß er die romantische Begeisterung für die volkstümlichen Überlieferungen vorwegnahm, daß er das Volkslied bereits zum Gegenstand wissenschaftlicher Beschäftigung gemacht hatte, als Arnim und Brentano, die späteren Herausgeber des berühmten Wunderhorns, vielleicht gerade die ersten Volkslieder singen hörten — kurz: daß es gelte, diesem Verkannten endlich den Rang eines Geistesgeschichtlichen Pioniers zu sichern.