Vom Luxusgut zum Liebesbeweis: Zur sozialen Praxis und symbolischen Bedeutung des selbstgebackenen Kuchens

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Zitierfähiger Link (URI): http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-opus-59006
http://hdl.handle.net/10900/47880
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2011
Sprache: Deutsch
Fakultät: 6 Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät
Fachbereich: Empirische Kulturwissenschaft
Gutachter: Jeggle, Utz (Prof. Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2008-11-28
DDC-Klassifikation: 390 - Bräuche, Etikette, Folklore
Schlagworte: Alltagskultur , Backen , Backpulver , Constanze <Zeitschrift> , Dr. August Oetker KG , Emotionale Werbung , Essgewohnheit , Ess- und Trinksitte
Freie Schlagwörter: Sonntagnachmittagskaffee , Kuchenkultur , Kaffeezeit , Selberbacken
German cake culture , German food culture , German Folkloristics , Eating habbits , Sociology of the family
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Die „Kuchenkultur“ entfaltete sich in Deutschland vor allem innerhalb der privaten und familiären Welt als Teilbereich der Alltagskultur im 20. Jahrhundert. Kuchen war zunächst Luxus(gut) und wurde als etwas Besonderes populär, er entwickelte sich mit dem Sonntagnachmittagskaffee und dem Selbstbacken zu einem verbreiteten Phänomen der Alltagskultur. Dennoch (oder gerade deswegen) gilt Kuchen noch heute als „etwas Besonderes“ (Interviewzitat). Letztendlich verbinden die Deutschen mit dem Kuchen offenbar emotionale Motive. Doch wie kam es dazu? Wie konnte Kuchen eine solch starke emotionale Bindung und Mobilisation erreichen? Die Arbeit beschäftigt sich mit der Entwicklung der Kuchenkultur als Teil der populär-familiären Kultur im gegenwärtigen Deutschland. Sie rekonstruiert mit Methoden der Feldforschung wie Interviews und teilnehmender Beobachtung sowie anhand zeitgenössischen Materials und Statistiken die Entwicklung der Kuchenkultur hin zur popularisierten Besonderheit. Herausgearbeitet wird dabei vor allem die Metamorphose ihrer symbolischen Bedeutung vom Luxus zu einem Element familiärer Nähe. Die Untersuchung basiert hinsichtlich der Phase der Einbettung in die mittleren und unteren Gesellschaftsschichten als Luxusgut auf historischen Quellen. Die Feldforschung erfolgte primär in Südwestdeutschland; Daten aus dem Archiv der Firma Dr. Oetker sowie zeitgenössische Illustrierte wurden für die Darstellung der Entwicklungs- und Stabilisierungsphase herangezogen. Bis sich die Kuchenkultur in ihrer heutigen Form entwickeln konnte, beeinflussten vor allem soziale, aber auch wirtschaftliche und politische Faktoren das Phänomen Kuchen auf vielfältige Weise. Gerade diese komplexen Einflüsse – von ‚kulturräumlichen‘ Besonderheiten, über technische Innovationen, zwei Weltkriege, das Wirtschaftswunder der 1950er Jahre, bis hin zu gesellschaftlichen Veränderungen etwa gegenüber moralischen Normen – lassen Kuchen als Phänomen wiederum zu einem wichtigen Schlüssel der (Sozial-)Geschichte in den Bereichen Nahrung, Emotion und Geschlecht werden. Sie geben ihm die Möglichkeit, etwas spezifisch Deutsches – eine eigene Kultur – zu werden und zu bleiben.

Abstract:

The everyday cultural practice of serving coffee with cake in mid-afternoon in the home – particularly on Sundays – is regarded as a German tradition. Once an occasional luxury or treat comparable to the American birthday cake, cake-baking became a widespread, almost inescapable phenomenon in the latter half of the 20th century. But cakes never ceased to be regarded as “something special,” as one interviewee put it. Despite their ubiquity, Germans continue to associate them with strong emotional motivations. How have cakes been able to mobilize and maintain such depth of feeling? The thesis addresses the development of “cake culture” as an element of popular family culture in present-day Germany, reconstructing cake’s trajectory toward its current status as an “everyday special event.” Particular emphasis is placed on the metamorphosis of its symbolic meaning from luxury good to token of familial intimacy. Field research, conducted primarily in southwestern Germany, employed methods including interviews and participant observation. The thesis draws on contemporary statistics and other historical sources to depict the phase of cake’s arrival in the middle and lower social strata, using materials from the archives of the "cake-mix company" “Dr. Oetker” as well as contemporary magazines to illuminate its phases of development and stabilization. Social, economic and political factors influenced the development of cake culture toward its current form in diverse ways, and that matrix of influences – from specificities of the cultural space to technological innovations, the two world wars, the “miraculous” economic recovery of the 1950s and societal changes such as those that took place with regard to moral norms – permit the phenomenon of cake-baking to serve as an important key to understanding social history in the realms of nutrition, emotion, and gender. Those influences lend it the potential to become and remain something specifically German – an endemic cultural praxis.

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