'Diálogo entre surdos' [Dialog unter Gehörlosen]. Die Umleitung des brasilianischen Rio São Francisco als exemplarisches Fallbeispiel eines substaatlichen Wasserkonflikts

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URI: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-opus-56317
http://hdl.handle.net/10900/47852
Dokumentart: MasterThesis
Date: 2009
Language: German
Faculty: 6 Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät
Department: Politikwissenschaft
DDC Classifikation: 320 - Political science
Keywords: Wasserverteilung , Internationale Politik , Brasilien <Nordost> , Rio-São-Francisco-Gebiet , Companhia Hidro Eléctrica do São Francisco
Other Keywords: Wasserkonflikt , Friedens- und Konfliktforschung , Wasserpolitik , Sertão , Canudos
International Water Politics , Water Governance , Brazil <Northeast> , Water Crisis , Transposition
License: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Die Qualifikationsarbeit leistet durch die profunde Analyse eines südamerikanischen Fallbeispiels einen Beitrag zur Überwindung der „stillen“ Wasserkrise, mit ihren gegenwärtigen und zukünftigen Folgen von hoher Kindersterblichkeit und zunehmender Konfliktwahrscheinlichkeit um den Zugang zu der Ressource Wasser. Hierzu wird mit einem methodischen Handwerkszeug an der Schnittstelle von Sozial- und Kulturwissenschaft operiert. Sowohl spieltheoretische als auch kulturtheoretisch-hermeneutische Ansätze werden hinsichtlich ihrer Anwendbarkeit überprüft. Die übergreifende Forschungsfrage richtet sich dabei auf die Ursachen für die Eskalation substaatlicher Verteilungskonflikte um begrenzte Süßwasserressourcen und die geeigneten Mittel zur Eskalationsvermeidung. Die Vorschläge zur Konfliktvermeidung bauen auf der Grundlagen einer Typologie des Instituts für Entwicklung und Frieden (INEF) der Universität Duisburg-Essen auf. Im Rahmen der Arbeit erfolgt ebenfalls ein informierter Überblick über die umfangreiche Diskussion zu Wasserkonflikten auf internationaler und innergesellschaftlicher Ebene. Die Studie testet zwei Theorieansätze unterschiedlicher Ontologien am Beispiel des innerbrasilianischen Konflikts um die Umleitung (Transposição) des São Francisco-Flusses, der in der ersten Dekade dieses Millenniums eskalierte. Während die brasilianische Regierung Teile des Flusswassers mit Hilfe eines komplexen Kanalsystems in Trockengebiete im Nordosten des Landes bringen will, widersetzt sich eine heterogene Koalition aus indigenen Gruppen, sozialen NGOs, politischen Akteuren und Geistlichen dem Vorhaben. Die Widerstandsbewegung glaubt nicht an den Entwicklungsnutzen des Bauprogramms und fürchtet eine weitere Bevormundung von Großbauern und exportorientierten Agrarunternehmen zu Lasten der ärmeren Bevölkerungsgruppen. Hierin wiederholt sich der für Brasilien geradezu klassische Konflikt von „Zivilisation und Barbarei“. Die Magisterarbeit untersucht mittels sechs forschungsleitender Hypothesen einerseits den Einfluss von Wasserknappheit, Macht- und Einkommensunterschieden und der spieltheoretischen Situationsstruktur auf den Konflikt, sowie andererseits dessen historische, religiöse und diskursive Dimension. Die Überprüfung der auf diese Weise abgeleiteten Handlungsimperative – u.a. effizientere Wassernutzungsprogramme für die Region sowie eine zumindest partielle Abkehr von wasserintensiven Produktionszweigen – bietet eine Ausgangsbasis für weiterführende Forschungen.

Abstract:

This master thesis in political science deals with international water politics and the question of how to cope with conflicts on the allocation and distribution of water resources. It focuses on an actual conflict in the northeast of Brazil, where a heterogeneous advocacy coalition of political, social, indigenous and religious actors is confronted by a large infrastructure project, the transposition of the Rio São Francisco. Methodologically and theoretically the master thesis is based on a three-cornered-fight –design, through which rationalist approaches including game theory are tested against hermeneutical ones. The author comes to the conclusion that the actual conflict mirrors the classical topic of “civilization and barbarism”. Nevertheless it proposes rationalist solutions to the challenge, eg. an economic diversification towards less water-intensive branches of production.

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