Inhaltszusammenfassung:
Namenforschung ist weithin historisch-philologische Erörterung abgelöster
sprachlicher Gebilde; sofern sie sich nicht selbst genügt, indem sie ihr weites Feld immer exakter zu vermessen sucht, erhält sie ihr besonderes Gewicht als hilfswissenschaftliche Disziplin - für Siedlungsgeschichte und Siedlungsgeographie, für Dialektologie und Kulturgeographie, für Genealogie und Wirtschaftsgeschichte. Nun ist die Klassifizierung als Hilfswissenschaft gewiß keine Abwertung, sie bildet nur eine Lesart des allseits geschätzten wissenschaftlichen Phänomens interdisziplinärer Zusammenarbeit.
Aber merkwürdig bleibt es doch, wie selten man sich in der Namenforschung darum bemüht hat, direktere Aussagen zu machen, die Namen nicht aus dem Kontext ihres konkreten Gebrauchs zu lösen, sondern sie in ihrer Entstehung und ihrer späteren Funktion zu begreifen. Paul Zinsli ist die Ausnahme. Er hat in seinen Arbeiten zur Namenforschung stets nach den Menschen gefragt, welche Bestand und Entwicklung des Namengutes bestimmen - und zwar nicht in dem vagen Sinne, mit dem eine solche Forderung zumal in wenig konturierten Humanwissenschaften immer wieder vorgetragen wird, sondern im sehr konkreten Sinne der Frage nach bestimmten geschichtlich-gesellschaftlichen Konstellationen und bestimmten geschichtlich-psychischen Dispositionen, welche die Namen wie jegliche kulturale Objektivation prägen und verändern.