Inhaltszusammenfassung:
Der Begriff Folklorismus hat in der deutschen Volkskunde nunmehr eine 25jährige Karriere hinter sich1 - eine steile Karriere, und schon das macht den Begriff verdächtig. Martin Scharfe hat jüngst auf die Tücken der Verwendung des Begriffs hingewiesen, den er selber „verschämt abkürzt" und von dem er hofft, „daß der Begriff F. ein Brauchtum sei, das die Volkskundler bald nicht mehr brauchen".2 Dem steht nun freilich der fortgesetzte - und unabgekürzte - Gebrauch von Folklorismus entgegen. Handelte es sich dabei nur um die verwässerte Diffusion ins Milieu der volkskundlichen Dilettanten, also gewissermaßen um das Ergebnis des Absinkens von Wissenschaftsgut, so wäre dieser Befund nicht aufregend und mit dem erwarteten „Exitus des pauschalierenden Worts F."3 innerhalb der Wissenschaft selbst zu vereinbaren. Aber das Wort und der Begriff Folklorismus lassen offensichtlich auch theoretische Köpfe nicht los, und es erscheint mir sehr fraglich, ob dies als bloßes Trägheitsgesetz richtig interpretiert wäre. Für mich jedenfalls ist der Widerspruch zwischen kontinuierlicher Kritik an dem Begriff und seiner ebenso kontinuierlichen
Verwendung ein Anlaß dazu, hier - freilich in aller Vorläufigkeit - noch einmal etwas genauer nachzufragen.