Inhaltszusammenfassung:
„Seht, wie der Mensch mitten unter allen niedrigen Geschöpfen, die ihn umringen, voll Selbstgefühls da steht (...); mit welchen weitreichenden Blicken er alles, was um ihn her ist, überschauet, sondert, ordnet, verbindet, umfasset", schreibt GJ. Zolligkofer in seinen „Predigten über die Würde des Menschen" von 1784. Aufrechter Gang, aufrechte Haltung sind im ausgehenden 18. Jahrhundert wichtige Synonyme für das bürgerliche Selbstbewußtsein.
Die Frage eines dem aufsteigenden Bürgertum angemessenen Habitus wird zum Gegenstand einer Diskussion, die medizinische, pädagogische, philosophische und politische Ebenen in ausdrückliche Beziehung zueinander setzt; und es lassen sich - gewiß nur bei einer Avantgarde - auch entsprechende Veränderungen der Körpersprache konstatieren, in denen teilweise Prinzipien einer erst viel später, ja bis heute nicht eingelösten demokratischen Kultur des Körperverhaltens erprobt werden.
Gleichzeitig zeigt sich dies Bürgerlich-Aufrechte von Anfang an als Vereinigung mehrerer und mehrdeutiger Körperprinzipien, die in der weiteren Entwicklung der bürgerlichen Gesellschaft entfaltet, auseinandergetrieben und doch immer wieder als scheinbar einsinnig artikuliert werden.