Inhaltszusammenfassung:
Unter dem Eindruck der Geschehnisse, die zum Ersten Weltkrieg geführt hatten, und des Kriegserlebnisses selbst wurden in den zwanziger und dreißiger Jahren vielfältige konzeptionelle Überlegungen zur Neuordnung Europas angestellt. Vorherrschend war dabei das Bestreben, Stellung und Rolle des Nationalstaats neu zu formulieren, indem er in einen größeren Zusammenhang eingegliedert und damit qualitativ verändert wird.
Alfred Weber hat dieses Anliegen 1925 sehr prägnant in der Frage zusammengefaßt: »Ist es möglich, in das dynamische Gewirr von Staaten, die heute den europäischen Kontinent bedecken, von denen jeder [...] doch nur an sich selbst und seine Expansion und Sicherung denkt, doch wieder ein regulatives und konstruktives Begrenzungsprinzip des nationalen Handelns einzufügen, ein Gesamteuropa daraus wieder aufzubauen, das, [...] alle Nationalitäten in sich schließend, nach einem neuen Prinzip leben kann?« Seine Antwort lautete: »Irgendeine Art der Föderation, deren Kernstück eine gleichberechtigte deutsch-französische Verständigung unter Zuziehung von England und Italien [...] sein müßte, wird aller Wahrscheinlichkeit nach die früher oder später durch Zwischenstadien erreichte Lösung bilden. Mit nichts sollte man sich so intensiv befassen als den ideellen, den realen und den politischen Voraussetzungen für eine solche Föderation, aber auch den technischen Problemen, die sie in sich trägt.«(1)