Inhaltszusammenfassung:
Die vorliegende, historisch-politikwissenschaftliche Untersuchung soll zu einer Neubewertung der sowjetischen Deutschlandpolitik im Jahre 1952 beitragen. Sie stellt indirekt eine Kritik der damals von der Bundesregierung und den Westmächten gegebenen Analyse und Beurteilung der Deutschlandinitiative der UdSSR dar. Sie wendet sich aber auch gegen die allzu einfache Auffassung, im Frühjahr 1952 sei die Sowjetunion unter bestimmten Bedingungen zu einer „Wiedervereinigung in Frieden und Freiheit" nach den damals im Westen herrschenden Vorstellungen bereit gewesen. Vielmehr soll versucht werden, auf Grund einer genauen Analyse und Interpretation der sowjetischen Vorschläge im Kontext der innenpolitischen und internationalen Situation der UdSSR, insbesondere der gesamteuropäischen Strategie ihrer Außenpolitik Anfang der 50er Jahre, Inhalt und Absicht des sowjetischen Angebots in seiner Ambivalenz darzustellen. Dabei sollen vor allem die Aktions- und Verhandlungsspielräume, die Flexibilität der sowjetischen Deutschlandpolitik aufgezeigt werden. Es geht hier weniger darum, „Optimisten" oder „Pessimisten" Recht zu geben, sondern durch den aufhellenden Blick zurück damals oder noch heute gültige Perzeptionen in Frage zu stellen und durch kritisches Differenzieren die Suche nach neuen Wegen zur Lösung der deutschen Frage im Rahmen einer gesamteuropäischen Wiederannäherung zu fördern.
Der Verfasser dankt besonders Prof. Klaus v. Beyme und Prof. Dietrich Geyer für Kritik, Rat und Anregung bei der Erarbeitung dieser Studie in ihrer endgültigen Fassung. Herrn Dr. G. Wettig (Köln) bin ich für eine Reihe kritischer Hinweise dankbar ebenso wie Herrn Dr. W. Eichwede (Tübingen), der sich freundlicherweise der Durchführung des Druckes annahm. Mein Dank gilt auch dem Herausgeber für die Aufnahme dieser Arbeit in die Reihe der „Forschungen und Untersuchungen zur Zeitgeschichte".