Entstehung einer Dopingkarriere: Prädiktoren eines Phasenmodells von Kindern und Jugendlichen in Baden-Württemberg.

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Zitierfähiger Link (URI): http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-opus-39179
http://hdl.handle.net/10900/47620
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2008
Sprache: Deutsch
Fakultät: 6 Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät
Fachbereich: Sportwissenschaft
Gutachter: Digel, Helmut (Prof. Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2009-04-30
DDC-Klassifikation: 796 - Sport
Schlagworte: Doping , Prävention
Freie Schlagwörter: Rubikon-Modell , Handlungsphasen , Sozialpsychologischer Ansatz
Doping Prevention , Life-Cycle Model , Sports Science , Social and Psychological based Approach
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Doping steht durch die permanente Präsenz in den Medien mehr denn je im Fokus der Öffentlichkeit. Doping ist nicht nur auf den monetären Zwängen ausgesetzten Spitzensport begrenzt. Doping entwickelt sich zum Problem der menschlichen Gesellschaft, die den Missbrauch mit leistungssteigernden Mittel einerseits missbilligt, andererseits aber geradezu aufgrund bestimmter Wertmaßstäbe und sozialer Prämisse herausfordert. Unter der Voraussetzung, dass Personen in komplexen Entscheidungssituationen unterschiedliche Stadien durchlaufen, soll in der vorliegenden Untersuchung der Entscheidungsprozess im Hinblick auf die Dopingdisposition von Kindern und Jugendlichen durchleuchtet und der Frage nach-gegangen werden, welche inneren und äußeren Prädiktoren/Indikatoren in den jeweiligen Phasen zu erkennen sind. Letzteres soll zur Formulierung sinnvoller Maßnahmen in der Dopingprävention beitragen. Die Auseinandersetzung mit dem Verständnis von Doping im wissenschaftlichen Bereich und im Sprachgebrauch von Kindern und Jugendlichen dient als Basis für die Untersuchungsaus-wertung und die Formulierung eines Drogenpräventionsansatzes (Kap.2). Der gesellschaftliche Rahmen der Drogenproblematik wird abgesteckt (Kap. 3). Ausgangspunkt ist die These, dass Doping zwar ein sportspezifisches Phänomen darstellt, es dennoch von spezifischen Be-dingungen einer Gesellschaft beeinflusst wird. Verschiedene Modelle (Modelle der Determinantenforschung, Strukturmodelle, Stadienmodelle wie das HAPA-Modell und das transtheoretische Modell, das Berliner Sportstadien-Modell und das Rubikon-Modell) werden für die Thematik diskutiert. Als geeignet erscheint ein modifiziertes Rubikon-Modell mit 4 Handlungsphasen, der prädezisionalen, der präaktionalen, der aktionalen und der postaktionalen Handlungsphase und deren jeweilige dazugehörende Bewusstseins-lage. Die erste Handlungsphase erfordert eine weitere Differenzierung, in eine Phase der 0-Kontemplation (keine Kenntnis oder falsche Zuordnung des Dopingbegriffes), der Präkontemplation (oberflächliche Kenntnis, keine Zielhandlung) und der Kontemplation (Reflexion über eine mögliche Dopingkarriere). In der Kontemplationsphase lassen sich im Gegensatz zu späteren Stufen leichte Einstellungsänderungen vollziehen. In diesem Stadium sind positive und negative Dopingdispositionen erkennbar. Im Weiteren wird nach einem Pretest in einer Hauptuntersuchung an insgesamt 557 Schülern der Regionen Tübingen und Stuttgart mit einem Durchschnittsalter von 14,6 Jahren (48,1 % weiblich, 51,9 % männlich) eine Querschnittsuntersuchung in Form eines anonym auszuwertenden Fragebogens ohne repräsentativen Anspruch durchgeführt. Damit sollte u.a. auch überprüft werden, inwieweit das modifizierte Rubikon-Modell „greift“. Zu berücksichtigen sind soziodemographische Variablen, sportliches Engagement, Wissen über Doping, multipler Substanzkonsum, Einstellung zur Medikamenteneinnahme und Informationsquellen zu Doping betreffenden Faktoren. Die empirisch gewonnenen Daten werden präsentiert und ausführlich diskutiert. Die Befragung weist auf die empirische Abbildbarkeit von Indikatoren für die Stadien/Phasen im modifizierten Rubikon-Modell hin. Alle Befragten können einer Phase zu-geordnet werden: 7,9 % (= 44 Personen) befinden sich in der 0-Kontemplation, 38,4 % (= 214 P.) in der Präkontemplation, 21,2 % (= 118 P.) bzw. 23,2 % (= 129 P.) in der Kontemplation mit negativer bzw. positiver Disposition, 6,3 % (= 35 P.) in der Präaktion und 3,1 % (= 17 P.) in der Aktion bzw. Postaktion. Entsprechend sind 30,6 % aller Befragten als dopinggefährdet einzu-stufen. Als labilste Gruppe sind die 13-15-Jährigen auszumachen, die sich fast zur Hälfte in der Präkontemplationsphase befinden. Wesentlich mehr männliche als weibliche Probanden gaben an, sie können sich vorstellen, leistungsfördernde Substanzen zu nehmen. Aus den Ergeb-nissen lassen sich weitere Forschungsprojekte zur Evaluation von Aufklärungsmaßnahmen und zur konkreten Methodik von Präventionsmaßnahmen ableiten: Verstärktes Engagement der Sportverbände und Sportvereine, Argumentationsschwerpunkte auf ethisch-moralischer Ebene wie Fairness und Fair-Play, die Einsetzung verbandsinterner Anti-Doping-Beauftragter und die Auseinandersetzung mit der Thematik in der Trainerausbildung.

Abstract:

Doping is perceived to be an expanding problem in sport and in human society in general. On the one hand, abuse of performance-enhancing drugs is condemned; on the other hand, it appears to be increasingly induced amongst others, due to performance standards and social influences. Purpose: Starting from the notion of a personal disposition for doping susceptibility in chil-dren and adolescents, this study purposed to investigate states of consciousness in the ac-cording decision-making processes and to consider internal and external independent vari-ables. Methods: Based on analyses of various selected models, a modified Rubicon model accord-ing to Heckhausen with four distinct action phases turned out to be most appropriate for this study. The pre-decisional phase required further differentiation into a 0-contemplation phase, pre-contemplation phase, and contemplation phase. The latter phases reflect changes in attitudes indicating potential negative and positive disposition for doping. In addition, the questionnaire designed for this study addressed independent variables such as socio-demographic variables, athletic engagement, detailedness of knowledge on doping, multiple drug abuse, and disposition to drug consumption. 557 participants (mean age 14.6 y; 48.1 % fe-male and 51.9 % male participants) from the regions of Tuebingen and Stuttgart volunteered to complete the questionnaire. Results: The data revealed that all participants could be assigned to a defined phase. 7.9% were currently located in the 0-contemplation phase, 38.4% in the pre-contemplation phase, 21.2% and 23.2% in the contemplation phase with negative and positive disposition, respec-tively, 6.3% in the pre-actional phase, and 3.1% in the actional or post-actional phase, re-spectively. Accordingly, 30.6% of all participants were classified to be at risk. The group of 13 -15-aged adolescents was apparently most susceptible; almost half of them were located in the pre-contemplation phase. Susceptibility to doping was elicited to be higher in boys than in girls and it increased with intensified athletic involvement. Conclusion: The modified Rubicon model is suggested to represent an appropriate theoreti-cal approach for the empirical study of states of consciousness in the decision-making pro-cess towards doping. The results are discussed with regard to empirical and practical impli-cations and should be used as the basis of further research to evaluate implementation of action and prevention.

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