Inhaltszusammenfassung:
Das Rezept ist bekannt: man eröffnet das Spiel, indem man Vokabeln wie Neuland und unwegsames Gelände über die Sätze verstreut; man verbreitet Pioniergeist, protestiert gegen das Unverständnis der Öffentlichkeit, betont, daß der gleich zu behandelnde Gegenstand vergessen und verachtet ist - nein: vergessen und verachtet war, denn dies ist der Durchbruch, der dem Gegenstand zu seinem Recht verhelfen wird. Aber wer heute über Dialekt und Literatur spricht, geht auf geebneten Wegen und bewegt keine Konterbande. Seit geraumer Zeit stellt sich fast keiner mehr zur Wahl, der sich nicht mit ein paar Brocken Dialekt schmückt oder tarnt; selbst In den Amtsstuben ist eher die Hochsprache als der Dialekt verdächtig geworden; und unter den Literaten wird den Dialektdichtern manchmal schon ein Vorsprung eingeräumt — nicht weil man annimmt, daß sie ihr Ziel doch nicht erreichen, sondern weil man nicht ohne weiteres mit ihnen konkurrieren kann. Die neue Dialektdichtung ist etabliert, repräsentiert eine kleine Konjunktur, und manchmal wird man das Gefühl nicht los, daß besonders clevere Matadore dieser Dialektdichtung wohl bald schon beginnen werden, sich antizyklisch zu verhalten, also wieder in Hochsprache zu schreiben.