Inhaltszusammenfassung:
„Forschung" ist ein merkwürdiges Schlagwort geworden. Auf der einen Seite wird oft jedwedes Jonglieren mit ein p a a r Büchern und Zeitschriftenaufsätzen, wird das Abschreiben und Mischen alter wissenschaftlicher Befunde als Forschung bezeichnet. Auf der anderen Seite ist das Wort nicht ohne Feierlichkeit; wer etwas mit Forschung zu tun hat, scheint mit höheren Weihen ausgestattet - und diese Meinung kommt leider auch dem Ansehen der geschickten Kompilatoren zugute. Bei genauerem Zusehen ergibt sich ein anderes Bild, und manche recht allgemeine Auffassung über Wesen und Prinzipien der Forschung erweist sich als Vorurteil.
Dazu gehört beispielsweise die Meinung, daß der erste Schritt in der Forschung die Materialsammlung sei, und daß der Forscher dann an die Ordnung und Auswertung des Materials gehe. Das ist weder in den Natur- noch in den Sozial- und Geisteswissenschaften der Fall. Die Materialsammlung kann ja doch nicht in wahlloser Beliebigkeit vor sich gehen, sondern setzt bestimmte Fragestellungen und - über die bloße Fragestellung hinausgehend - bestimmte wissenschaftliche Vermutungen und Hypothesen voraus. Schon die Wahl des Gegenstandes bedeutet eine wichtige Vorentscheidung.