Inhaltszusammenfassung:
Die Arbeit setzt sich mit der Fragestellung auseinander, wie homo- und bisexuelle Mädchen und junge Frauen die Bewusstwerdung ihrer sexuellen Orientierung wahrnehmen, welchen gesellschaftlichen Umgang sie im Hinblick auf homo- und bisexuelle Lebensweisen beobachten und welche Erfahrungen sie auf ihr eigenes Outing erleben.
Erscheint eine homosexuelle Orientierung in manch medialer Darstellung und gemäß dem Tenor eines aufgeklärten gesellschaftlichen Diskurses mittlerweile als - mehr oder weniger - gleichberechtigte Lebensform zur Heterosexualität, ist Ausgangspunkt dieser Arbeit, dass sich homo- und bisexuelle Jugendliche nach wie vor mit Ausgrenzungen und Abwertungen vielfältiger Art konfrontiert sehen bzw. im Bewusstsein dieser leben.
Ein weiterer Fokus der Arbeit ist daher die Bewältigungsthematik - also die Frage, wie homo- und bisexuelle Mädchen und junge Frauen mit den eigenen und fremden Reaktionen auf ihre sexuelle Identität umgehen.
"Sexualität" bzw. "sexuelle Identität", ebenso wie "Geschlecht" werden dabei nicht als essentialistische Kategorien verstanden, sondern in einem ersten einleitenden Kapitel, von einer diskurstheoretisch-dekonstruktiven Perspektive ausgehend, einer kritischen Analyse unterzogen. In Anlehnung an Andrea Maihofer und Jutta Hartmann konkretisiert die Autorin schließlich das der Arbeit zugrunde liegende Verständnis von Geschlecht und Sexualität, welches sowohl der diskursiven Hervorbringung, als auch der sozialen Gegebenheiten von Geschlecht und Sexualität Rechnung trägt.
In den beiden folgenden Kapiteln wird die Fragestellung adoleszenz- und bewältigungstheoretisch verankert. Ein gendersensibler Blick wird dabei konsequent verfolgt.
Durch diesen Theoriehorizont sensibilisiert werden dann in Kapitel vier, sekundäranalytisch, drei empirische Studien im Hinblick auf die eingangs skizzierte Fragestellung systematisch ausgewertet und die Ergebnisse diskutiert. Dabei zeigt sich, dass homo- und bisexuelle Mädchen und junge Frauen immer noch vor besonderen Herausforderungen stehen, was die Akzeptanz ihrer sexuellen Identität, sowie Informations-, Auseinandersetzungs-, und Orientierungsmöglichkeiten betrifft. Unterschiedliche Lebensrealitäten werden dabei nicht nur im Kontrast mit heterosexuellen Gleichaltrigen, sondern auch zwischen lesbischen und bisexuellen Mädchen deutlich.
Im letzten Kapitel werden schließlich auf Grundlage der Erkenntnisse pädagogisch-praktische Konsequenzen in enger Rückbindung an die diskurstheoretisch-dekonstruktive Perspektive erörtert.
Abstract:
The central issue this paper addresses is how lesbian and bisexual girls and young women react to the discovery of their sexual orientation, how they experience society’s dealing with lesbian and bisexual lifestyle and how they experience their own outing.
Although media coverage and an enlightened social discourse seem to suggest that a homosexual orientation is seen as - more or less - equally accepted as is a heterosexual lifestyle, the initial position of this paper is that lesbian and bisexual teenagers are still faced with exclusion and debasement and that they are aware of it.
This is why the topic of coping is another focus of this paper: How do lesbian and bisexual girls and young women deal with their own and external responses to their sexual identity?
The author does not regard "sexuality" or "sexual identity", as well as "gender" as essential categories but - based on a discourse-theoretical and deconstructive point of view - subjects them to a critical analysis in the introductory chapter. Following the ideas of Andrea Maihofer and Jutta Hartmann, the author defines the underlying understanding of gender and sexuality, which takes into account both the discursive production of gender and sexuality as well as their social realities.
The two following chapters provide the theoretical background with regard to adolescence and coping issues. A gender-sensitive perspective has been consistently applied.
Against this theoretical background, the fourth chapter re-evaluates and discusses three empirical studies in terms of the central issue. As a result, it becomes obvious that lesbian and bisexual girls and young women are still faced with special challenges concerning their sexual identity. They suffer from a lack of acceptance, information and orientation and have few possibilities to grapple with their sexuality. Different life realities are becoming obvious not only in comparison with heterosexual peers, but also between lesbian and bisexual girls.
In the last chapter practical consequences for pedagogic work are discussed in close connection to the discourse-theoretical and deconstructive point of view.