Inhaltszusammenfassung:
Wenngleich erste wichtige Ansätze insbesondere durch Mitchell und Ray erarbeitet wurden, sind überzeugende und umfassende Aussagen über den Zusammenhang zwischen dem Grad globaler Demokratisierung und dem systemischen Gewaltniveau bislang nur in beschränktem Rahmen möglich. Die genannten Defizite der vorgestellten Ansätze sprechen für die Entwicklung eines integrierten Erklärungsansatzes, welcher Wirkungsfaktoren der dyadischen und der systemischen Ebene sowie ihre gegenseitige Beeinflussung gleichermaßen berücksichtigt. Die skizzierten Elemente eines solchen Ansatzes deuten auf einen abnehmenden Grenznutzen von Demokratisierungen in Folge mittelbarer systemischer Effekte hin. Danach resultiert jede Demokratisierung in einer Abnahme des friedensfördernden Effekts der folgenden, bis dieser gleich null ist. Empirisch bestätigt, würde ein solcher integrierter Ansatz „demokratischen Kreuzzügen“ im Namen des globalen Friedens die erforderliche Legitimität entziehen und damit einen wichtigen Beitrag gegen den Missbrauch der Theorie des demokratischen Friedens zur öffentlichen Rechtfertigung militärischer Zwangsdemokratisierungen leisten.
Neben der umfassenden theoretischen Konzeptualisierung eines solchen integrierten Ansatzes ist hierzu zunächst die Validität des unterstellten asymptotischen Verlaufs des systemischen Gewaltniveaus gegenüber dem linear abfallenden Verlauf bestehender Erklärungsansätze empirisch zu untersuchen. Insbesondere die Bestimmung des kritischen Grades globaler Demokratisierung, ab welchem der Grenznutzen jeder weiteren Demokratisierung sinkt, ist von besonderer Bedeutung, um Rückschlüsse auf aktuelle reale Entwicklungen und Prognosen hinsichtlich der friedensfördernden Wirkung zukünftiger Demokratisierungen zu ermöglichen.