Bedingungen des aggressiv motivierten Handelns im Fußballspiel

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Zitierfähiger Link (URI): http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-opus-26827
http://hdl.handle.net/10900/47518
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2006
Sprache: Deutsch
Fakultät: 6 Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät
Fachbereich: Sportwissenschaft
Gutachter: Gabler, Hartmut
Tag der mündl. Prüfung: 2006-06-12
DDC-Klassifikation: 796 - Sport
Schlagworte: Aggression <Motiv> , Fußball
Freie Schlagwörter:
aggression , football , motivation , foul
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Inhaltszusammenfassung:

Die Aggressionsthematik im Fußballspiel ist seit vielen Jahren ein aktuelles Thema. Dies zeigt sich einerseits am gehäuften Auftreten aggressiver Handlungen während der Spiele und an der Beachtung, die diese Ereignisse in den Medien finden. Andererseits werden im Fußballsport in den letzten Jahren immer wieder Regelverschärfungen beschlossen und durchgeführt, um besser gegen aggressive Handlungen vorgehen zu können. Zur Erfassung und Erklärung der aggressiven Handlungen im Sport ist von einer engen und präzisen Auslegung des Begriffs Aggression auszugehen. Dazu wird hinsichtlich der Frage nach den personinternen Bedingungen des Auftretens aggressiver Handlungen der intentionale Ansatz im Zusammenhang mit einem sportspezifischen System von Regeln und Normen in den Vordergrund gestellt, um zwischen aggressiven und nichtaggressiven Handlungen unterscheiden zu können. Ausgehend von einem motivationstheoretischen Ansatz, insbesondere in Anlehnung an den theoretischen und sportspezifischen Ansatz von GABLER, wird ein Bedingungsgefüge der personinternen und – externen Faktoren erstellt, wodurch die Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Faktoren sichtbar und so unterschiedliche Arten von Aggressionsmotivationen im Fußballspiel erkennbar werden. Daraus ergibt sich die konkrete Fragestellung der vorliegenden Arbeit: Welche personinternen (motivationalen) Bedingungen führen zu aggressiven Handlungen im Fußballspiel? Davon leiten sich zusätzliche Fragestellungen ab: Hat die Zahl der aggressiven Handlungen im Fußballspiel, bezogen auf die Jahre 1974-1994, zugenommen? Welche Zusammenhänge bestehen zwischen den personinternen (motivationalen) und den personexternen Bedingungen? Lassen sich Unterschiede in der Beschreibung und Bewertung aggressiver Handlungen durch Opfer, Täter und Schiedsrichter erkennen? Welche Auswirkungen haben die Schiedsrichtersanktionen auf das zukünftige Spielerverhalten? Lassen sich aus den Untersuchungsergebnissen pädagogische Konsequenzen für die Reduzierung aggressiver Handlungen im Fußballspiel ableiten? Anhand von Videoaufnahmen wurden zwei Untersuchungen durchgeführt: Zum einen wurden Spiele der Weltmeisterschaften 1974, 1990 und 1994 analysiert, um die Entwicklungstendenzen der aggressiven Handlungen im Fußballspiel zu erfassen. Zum anderen wurden von 23 Spielen der Amateur- Liga aggressionsthematische Szenen ausgewählt und die betroffenen Spieler (sowie die Schiedsrichter) mit den jeweiligen Szenen konfrontiert. Über Interviews ließen sich Hinweise auf Kognitionen und Emotionen der Beteiligten gewinnen. Auf Grund dieser beiden Untersuchungen können hinsichtlich der oben erwähnten Fragestellungen folgende zentrale Ergebnisse zusammengefasst werden: Explizit aggressive Handlungen machen im Vergleich zu den impliziten bzw. instrumentellen aggressiven Handlungen nur einen geringen Teil der gesamten Fouls aus. Als Entwicklungstendenz zeigt sich, dass zwischen 1974 und 1994 beide Arten, also explizite und implizite (instrumentelle) Aggressionen zurückgegangen sind. Gleichzeitig haben regelwidrige Handlugen in Form von sportimmanenten Behinderungen zugenommen. Als Erklärung für diese Entwicklung sind Veränderungen der externen Bedingungen. Dies führt zu einer Veränderung der motivationalen Prozesse. Als fördernde Faktoren oder Anreize für aggressive Handlungen sind personexterne Bedingungen, wie z.B. Spielstand, Rollen und Aufgaben der Spieler, deutlich geworden. Es lässt sich festhalten, dass zum einen physisch/motorische und taktische und zum anderen emotionale Bedingungen als konkreter Anlass für aggressive Handlungen anzusehen sind. Es bestehen Zusammenhänge zwischen den emtionalen Bedingungen und den expliziten Aggressionen einerseits sowie zwischen physisch/motorischen und taktischen Bedingungen und instrumentellen Aggressionen andererseits. Hierbei steht die Leistungsmotivation im Vordergrund. Aus den Beschreibungen der aggressiven Handlungen aus Sicht der Beteiligten ergeben sich weitgehende Übereinstimmungen. Der Sport stellt ein Kulturgut unserer Gesellschaft dar und besitzt eine pädagogische Funktion. Davon ausgehend können aus den vorgestellten Ergebnissen zur Entstehung von aggressiven Handlungen im Fußballspiel pädagogische Konsequenzen abgeleitet werden, die sich nicht nur auf die aktiven Sportler, sondern vor allem auch auf die Jugendlichen in der Ausbildungsphase beziehen: Ausgehend von Maßnahmen zur Schwächung von Anregern des Aggressionsmotivs, zum Erlernen von alternativen Verhaltensweisen und zur Bekräftigung von Hemmungsmotiven durch Sanktionen ist im Rahmen der Sozialisation und der Persönlichkeitsentwicklung die Herausbildung einer negativen Grundhaltung gegenüber aggressiven Handlungen anzustreben.

Abstract:

For many years aggression in football has been a current topic. On one hand this shows in more frequent aggressive behaviour during the games and the attention paid in public media. On the other hand during the past few years restrictions have been introduced to be able to proceed against aggressive behaviour. In order to register and explain aggressive behaviour in sports a precise and strict definition of the term aggression is needed. To answer the question which internal conditions lead to aggressive behaviour, the motives are investigated in relation to sport specific rules and norms. In this way it is possible to distinguish between aggressive and non-aggressive behaviour. A system of conditions of internal and external factors is created. By that the interaction between the different factors becomes visible and therefore as well different types of motivation for aggression in football. This system is based on a theoretical approach to motivation especially on the theoretical and sport specific approach from GABLER. Two types of aggression can be distinguished, namely explicit and implicit aggressions respectively intrinsic and extrinsic motivations for aggression. Resulting from above, the central question of the present research is: Which internal (motivational) conditions lead to aggressive behaviour in football? Further questions can be deduced from that: Did the number of aggressive behaviour in football increase in the years between 1974 and 1994? How are the internal (motivational) and external conditions related? Do victims, aggressors and referees describe and judge aggressive behaviour in a different way? Which effects do referee’s sanctions have on player’s future behaviour? Can pedagogical consequences to reduce aggressive behaviour in football be deduced from the results of this investigation? Two investigations were carried out with the help of video taping: On one hand games of the World Cups of 1974, 1990 and 1994 were analyzed to grasp the tendencies of development of aggressive behaviour in football. On the other hand 23 scenes of aggressive behaviour in amateur games were chosen and the concerned players (as well as the referees) were confronted with the respective scenes. Through interviews clues about cognitions and emotions could be gained. The following central results based upon these two investigations can be summarized: Explicit aggressive behaviour is only a minor part of the whole amount of fouls compared to the implicit respectively instrumental aggressive behaviour. Between 1974 and 1994 both, explicit and implicit (instrumental) aggressions have decreased. At the same time actions against the rules have increased in terms of hindrances typical for this kind of sport. Changing external conditions, that is the restriction of rules and sanctions as well as improved abilities of the players explain this development. This leads to a change of motivational processes. External conditions, e.g. scores, roles and tasks of the players, court zones and playing time of fouls are favouring factors or incentives for aggressive behaviour. On one hand physical/ motor and tactical conditions, on the other hand emotional conditions can be regarded as concrete cause for aggressive behaviour. Emotional conditions and explicit aggressions are related as well as physical/ motor and tactical conditions to instrumental aggressions. In this case achievement motivation dominates. With regard to the (player’s) objective and conditions as well as judgement of the referee’s sanctions the concerned players basically agree on the description of the aggressive behaviour. Sports represent an important cultural phenomenon of our society and contains a pedagogical consequences can be deduced from the presented results. These consequences refer to the active sportsmen and above all to youngsters in education. On behalf of measures to reduce aggressive potential, to acquire alternative types of behaviour and to inhibit aggressive motivation by sanctions it is to strive for creating a negative attitude towards aggressive behaviour within the framework of socialization and development of personality.

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