Inhaltszusammenfassung:
Die heute vorherrschende Publizitäts-Philosophie fordert die vollständige Veröffentlichung aller für Entscheidungen relevanten Informationen durch Unternehmen. Mehr öffentlich verfügbare Information schwäche das Problem der adversen Selektion zwischen heterogen informierten Investoren ab, so wird argumentiert, indem die Informationsasymmetrie verringert wird. In Folge steige die Liquidität der Kapitalmärkte, während die Kapitalkosten der Unternehmen sänken.
Aber ist mehr Publizität wirklich immer wünschenswert? Zwei Sachverhalte lassen Zweifel an obiger Argumentation aufkommen: Zum einen beinhalten gerade für Anlageentscheidungen relevante Ausünfte notwendigerweise zukunftsorientierte, manipulierbare Information; zum anderen könnte eine vermehrte Auskunft zusätzliche Informationsasymmetrie erzeugen anstatt sie abzuschwächen, wenn die Fähigkeit von Investoren zu deren Verarbeitung unterschiedlich ausgeprägt ist.
In diesem Szenario wird es maßgeblich, wer die Information mit welchen Anreizen generiert, wie sie im Kapitalmarkt Verbreitung findet und in welchem Maße sie in die Preise einfließt. Falls die Kapitalmarkt-Berichterstattung die Wettbewerbsbedingungen zwischen Marktinsidern und sonstigen Anlegern nicht angleicht, so wird der Zweck solcher Veröffentlichungen bei einer ausschließlichen Betrachtung der Informationsfunktion solcher Berichte in Frage gestellt.
Die hier vorgestellte Doktorarbeit untersucht vier Konstellationen jeweils unter Berücksichtigung der Anreize eines Managers bezüglich des Aktienkurses seines Unternehmens auf der einen Seite und einer Gruppe heterogen informierter Investoren auf der anderen Seite in einem spieltheoretischen Ansatz. Dadurch wird die Analyse einer Reihe von Markt-Charakterisitika wie z.B. das Ausmaß der Informationsverzerrung, die Preiseffizienz, die Liquidität oder die Handelsprofite der einzelnen Anleger ermöglicht. Es werden Szenarien identifiziert, in denen mehr Veröffentlichung vorteilhaft ist zur Herstellung fairer Wettbewerbsbedingungen und andere, bei denen dies nicht der Fall ist.
Abstract:
Today's predominant disclosure philosophy calls for the full
disclosure of all decision relevant information by
companies. More publicly available information, the
argument goes, limits the adverse selection problem by reducing
information asymmetry among heterogeneous investors. Thus, the
liquidity in capital markets will be increased and the cost of
capital decreased in consequence, to the benefit of all.
But is more disclosure really always preferable? Two arguments can
be brought forward which shed a different light on the above line of
argument. Firstly, decision relevant information necessarily
involves future-oriented, manipulable information. Secondly,
supposing that information processing skills differ among investors,
a disclosure may inherently create information asymmetries instead
of relieving them.
In such a scenario, it becomes important to know who generates
information (and with which incentives), how that information is
disseminated in capital markets and incorporated into market prices
and finally, whether the overall effect of such releases of
information is to level the informational playing field or vice
versa. If a disclosure does not make the playing field more leveled,
it also becomes unclear what the economic purpose of disclosure
really is.
The following formal analysis investigates four alternative market
settings which simultaneously include a manager's incentives
regarding the share price of his firm on the one hand and a group of
heterogeneously informed common-stock investors on the other hand.
This allows us to calculate a number of market characteristics and
to identify scenarios under which more disclosure is preferable and
others under which it is not.