Technologische Innovationsfähigkeit und wirtschaftliches Wachstum in Brasilien : Dynamik und Strukturprobleme des nationalen Innovationssystems

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Zitierfähiger Link (URI): http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-opus-23570
http://hdl.handle.net/10900/47500
Dokumentart: Abschlussarbeit (Master)
Erscheinungsdatum: 2004
Sprache: Deutsch
Fakultät: 6 Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät
Fachbereich: Sonstige - Sozial- und Verhaltenswissenschaften
DDC-Klassifikation: 320 - Politik
Schlagworte: Brasilien , Technologiepolitik , Innovation , Wissensproduktion , Entwicklung
Freie Schlagwörter: Innovationssystem , Wissen
Brazil , Technology policy , Innovation system , Development , Knowledge
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Nach der verlorenen Dekade der 80er Jahre, stellten die 90er Jahre für Brasilien und andere Länder Lateinamerikas zu Beginn eine Dekade der Hoffnung dar. Feststand, dass das Konzept der importsubstituierenden Industrialisierung keinen Erfolg mehr bringen würde und dass durch die Weltmarktorientierung die internationale Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Industrien und Produkte in den Mittelpunkt gerückt wurde. Der Anpassungsprozess der 90er Jahre hat in Lateinamerika indes kein Wachstumsmuster hervorgebracht hat, das auf dynamischen, wissensbasierten Vorteilen basiert, sondern weiterhin auf statischen Vorteilen wie natürlichen Ressourcen und billiger Arbeit beruht. Angesichts der verstärkten Eingliederung in die Weltwirtschaft ist Brasilien dagegen auf international wettbewerbsfähige Industriesektoren angewiesen. Im Rahmen der Neuen Wachstumstheorie wurde gezeigt, dass nicht ausschließlich statische Kostenvorteile oder die Ressourcenausstattung für den Wachstumsprozess maßgeblich sind, sondern eher Faktoren wie Technologie oder weiter gefasst: Wissen. Der brasilianische Anteil am weltweiten Handel mit komplexen Produkten ist weiterhin gering. Jedoch bestünde die Möglichkeit, sich vermehrt in diesen stetig wachsenden Markt einzugliedern. Um moderne Technologien in die Produktion zu übernehmen und das dafür notwendige Wissen zu generieren bedarf es eines funktionierenden Innovationssystems, in dem private Unternehmen und staatliche Institutionen zusammenarbeiten, um die Fähigkeit im Umgang mit Technologie zu verbessern. Die Entwicklung technologischen Wissens bedarf somit flankierender Maßnamen von Seiten des Staates im Rahmen seiner Technologiepolitik. Einen ständig wachsenden Anteil am weltweiten Exportvolumen haben Güter mit einem hohen technologischen Anteil und die gehandelten Güter weisen einen immer höheren Grad an Komplexität auf. Die neuen Technologien und Produktionsprozesse sind extrem lernintensiv und hochgradig komplex. Einzelne Länder können den technologischen Wandel besser bewältigen als andere, ihn sogar gestalten und es stellt sich die Frage, wodurch die unterschiedlichen Innovationsfähigkeiten einzelner Ländern beeinflusst werden. Man geht davon aus, dass Innovationen in Netzwerken entstehen, sog. Innovationssystemen. Diese Netzwerke bestehen aus einer unbestimmten Anzahl von Akteuren, die an der Entwicklung, Verbreitung und Nutzbarmachung von neuen Technologien beteiligt sind. Für die Entwicklungs- und Schwellenländer ergeben sich im Rahmen der Technologiepolitik neue Handlungsanforderungen. War die traditionelle Technologiepolitik noch an der Förderung bestimmter als strategisch wichtig angesehener Industriesektoren ausgerichtet, muss sie nunmehr dem inkrementellen und systemischen Innovationsprozess Rechnung tragen. Diese Arbeit hat zum Ziel, das nationale Innovationssystem Brasiliens grob darzustellen, und die Herausforderungen für den brasilianischen Staat bei dessen Gestaltung aufzuzeichnen. Es liegt die Annahme nahe, dass innerhalb des brasilianischen Innovationssystems eine Reihe von Entwicklungshemmnissen existieren, die eine bessere Innovationsfähigkeit und eine höhere Eingliederung in die internationale Wertschöpfungskette verhindern. Es soll die Frage geklärt werden, welche Hemmnisse bestehen und ob der Staat den pfadabhängigen Innovationsprozess in der ein oder anderen Art und Weise steuern kann. Zudem soll das veränderte Verständnis des Innovationsprozess verdeutlicht werden. Im ersten Abschnitt (Kap. II und III) soll das theoretische Fundament gelegt werden. Zunächst wird auf die Bedeutung von technologischem Wissen und Innovationsfähigkeit für wirtschaftliches Wachstum eingegangen werden. In Anlehnung an die Innovationstheorie von J. SCHUMPETER und evolutionäre Wachstumsmodelle wird gezeigt, dass einerseits ein Zusammenhang zwischen Wissen und Wachstum besteht und andererseits Innovationen als wesentliches Ergebnis der Marktlogik angesehen werden können. In Kap. III wird der Innovationsprozess anhand des NIS-Konzeptes genauer dargestellt und das Konzept operationalisiert. Der zweite größere Abschnitt (Kap. IV. und V.) bezieht sich auf die empirisch-analytische Darstellung des brasilianischen Falls. Angesichts der historischen Komponente des IS-Ansatzes bedarf es eines kurzen geschichtlichen Rückblicks auf die technologiepolitischen Entscheidungen zu Zeiten der ISI und der Liberalisierungsphase. Darauf aufbauend können Aussagen über die heutige Leistungsfähigkeit und Ausgestaltung des NIS getroffen werden. Im anschließenden Kap. V. werden denkbare Hemmnisse aufgezeichnet, die eine fortschreitende Entwicklung des NIS in Brasilien verhindern können. Kap. VI. fasst die Ergebnisse zusammen und betont, dass es weniger auf die Förderung von Hochtechnologiesektoren ankommt, sondern vielmehr auf die Förderung einer Fähigkeit, mit der wachsenden Komplexität umzugehen.

Abstract:

After the so called Lost Decade of the 80ies, the 90ies were supposed to be a Decade of Hope for Brazil and other Latin-American countries. The concept of importsubstitution was no longer an option but instead the international competitiveness of home industries and products was of key interest due to the growing integration in world markets. Nevertheless the adjustment process of the 90ies did not lead towards a growth pattern based on dynamic knowledge-based advantages but still relying on static advantages such as natural resources and cheap labor. However, given the stronger integration of Brazil into the world market it depends on competitive industries. In the cause of the New Growth Theory it was confirmed that economic growth is not only induced by static cost advantages and natural endowments but more by the use of technology or more important: knowledge. The Brazilian share of international high-tech trade remains low and there is room for a larger participation in this growing segment. However, to adopt new technologies and to generate the necessary knowledge there needs to be a functioning innovation system of private companies and public research and development institutes to ensure the use of technology. Thus the development of new technological knowledge requires supporting measures on behalf of the state by means of its technology policy. In the international export trade the share of goods and merchandise with a high technological content is growing constantly and the goods traded show a growing degree of complexity. New technologies and production processes are extremely learn intensive and highly complex. Some countries are able to cope with technological change better than others or are even able to shape it, so the basic question is how to explain the different innovative capabilities among nations. It is widely accepted that innovations occur in networks, so called innovation systems (NIS). These networks consist of an undefined number of actors who participate in the development, diffusion and use of new technologies. Given these facts, the technology policy of developing nations needs to meet new requirements. While traditional technology policy was considered to simply benefit and patronize strategic industrial sectors nowadays it has to take into account the incremental and systemic nature of the innovation process. The aim of this work is to broadly characterize the Brazilian innovation system and to point out the challenges faced by the Brazilian government. The obvious assumption is that inside the Brazilian innovation system a number of obstacles to development persist that undermine a more sophisticated innovation capacity and a higher insertion in the international value chain. We try to answer the question what these obstacles are and how (if even) the state can influence the path dependent process of innovation. The theoretical basics are explained in the chapters II and III. First the importance of technological knowledge and innovation capacity for economic growth are emphasized. Following Schumpeter’s innovation theory and evolutionary growth models it is stated that there is a causal relation between knowledge and growth and that innovations can be seen as an essential feature of market economics. In chapter III the Innovation process and the NIS approach are presented in detail and the concept is being operationalized. The second part (chapter IV and V) of this work deals with the Brazilian case in an empiric analytical way. Due to the path dependency of the NIS approach a short recap of technology policy decisions during the importsubstitution and the liberalization phase are necessary. Then it is possible to make statements about the constellation and the performance of the NIS. The following chapter V deals with the obstacles and constraints that undermine a continuing development of the NIS in Brazil. Chapter IV sums up the results and emphasizes the importance of the capability to deal with growing technological complexity rather than the promotion of strategic high-tech sectors.

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