Schulidee: Weiblichkeit. Höhere Mädchenschulen im Königreich Württemberg 1806 bis 1918

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Zitierfähiger Link (URI): http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-opus-13531
http://hdl.handle.net/10900/47311
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2004
Sprache: Deutsch
Fakultät: 6 Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät
Fachbereich: Sonstige - Sozial- und Verhaltenswissenschaften
Gutachter: Ulrich, Herrmann
Tag der mündl. Prüfung: 2003-09-24
DDC-Klassifikation: 370 - Erziehung, Schul- und Bildungswesen
Schlagworte: Württemberg , Mädchenschule
Freie Schlagwörter: Mädchenschulwesen , Königreich Württemberg , Frauenbewegung , Schulentwicklung , Lehrerinnen
school system for girls , Kingdom of Württemberg , woman teachers , women’s movement , school development
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Ob sie nun höhere Töchterschulen waren und blieben oder ab 1877 als höhere Mädchenschulen staatlich anerkannt wurden: Sie hatten alle das Ziel, den Schülerinnen eine "höhere", über das Volksschulniveau hinausgehende Bildung (ohne jegliche Berechtigung) zu vermitteln und sie auf ihre "Bestimmung" als Ehe-, Hausfrau und Mutter vorzubereiten. Diesem Idealbild aber trat spätestens Mitte des 19. Jahrhunderts die Realität des weiblichen Lebens entgegen. Das Lösungsmodell "Bräutigam" verlor an Tragkraft, immer mehr Frauen konnten oder wollten nicht ihrer angeblich natürlichen "Bestimmung" folgen. Das blieb selbst manchen Hütern der weiblichen höheren Bildung, den Schulvorständen, nicht verborgen und einige wenige Ausnahmemänner reagierten auf das sich wandelnde Bild von Weiblichkeit. Eine fehlende Normierung und der private Status dieser Schulen, die keinem Schulgesetz, sondern den Anforderungen des freien Schulmarktes (nur genügend Schülerinnen sicherten das Bestehen) unterworfen waren, machten eine für heute ungewöhnlich schnelle Reaktion auf die Bedürfnisse der Schülerinnen und damit die Entwicklung sehr unterschiedlicher Typen von höheren Mädchenschulen möglich. Schon 1840 bildete man in Reutlingen Lehrerinnen aus, um 1860 wurden junge Frauen in Schwäbisch Hall auf den Postdienst und das Eisenbahnsektor vorbereitet, in Göppingen wurden Buchführung und andere gewerbliche Fächer angeboten. Neben diesen ihnen vom männlichen Definitionsmonopol zugestandenen Arbeitsfeldern, die das herkömmliche Bild von Weiblichkeit nicht in Frage stellten, machten Frauen in Württemberg den Beruf der höheren Lehrerin zum Ausgangspunkt ihrer Akademisierung. Vom Stuttgarter Katharinenstift aus begannen die Seminarlehrerinnen Pauline Steinmayer und Julie Kazmeier ein Netzwerk zu spannen, in dem Schülerinnen, Mütter, Seminaristinnen des höheren Lehrerinnenseminars, Schulvorsteherinnen (nur an Schulen ohne staatliche Anerkennung), Lehrerinnen, Schriftstellerinnen, Frauenrechtlerinnen, Kirchenfrauen und Politikerinnen die Schulentwicklung beeinflußten und vorantrieben. Mit ihrer Anwesenheit im täglichen Unterrichtsgeschehen und ihrem Vorbild, mit Petitionen, Vereinsgründungen, Gremienarbeit, Veröffentlichungen, Tagungen von nationaler Bedeutung, erkämpften Sitzen im Mädchenschulrat, der Zulassung als Gasthörerinnen und gegenseitiger ideeller wie materieller Unterstützung stellten sie sich der tradierten Übermacht der Schulmänner entgegen und vergrößerten ständig ihren Aktionsradius. Sie ebneten den Weg zu einer Bildung, die die Gestaltung eines offenen, individuell ausgeformten Lebenslaufs ermöglichte. Die Zulassung zum Abitur und zur Universität gehört zu den Ergebnissen einer Schulentwicklung, die in Württemberg von Frauen geleistet wurde, die über die für einen weiblichen Menschen maximal zu erreichende Bildung verfügten und sich vom Domestikationsprogramm "Bestimmung" so weit wie möglich emanzipiert hatten. Ihre soziale, kulturelle und politische Rolle und Wirkung in der Geschichte der höheren Mädchenschulen im Königreich Württemberg, dieses "Ruhmesblatt der deutschen Frauenbewegung" macht "Schulidee: Weiblichkeit" erstmals deutlich.

Abstract:

Whether they were secondary schools for daughters (höhere Töchterschulen) or were state-approved schools for girls since 1877: they all had the aim to give the female pupils a higher education (without any authorization) than was given in normal elementary schools and to prepare the girls for their "destiny" as a wife, housewife and mother. But this ideal was opposed by the reality of women's every-day life at the latest from the middle of de 19th century. The usual solution "bridegroom" lost workability since more and more women could not or id not want to follow there so-called natural "destiny". Even the schools' committees as guardians of female higher education could not ignore this subject to standardization but were private schools which followed the laws of the free "school-market" (only a sufficient number of pupils guaranteed their existence), made - compared with today - an astonishingly quick reaction to the new needs of the female pupils possible and therefore lead to the development of very different types of secondary schools for girls. Already in 1840 female teachers were trained in Reutlingen, in the 1860s young women where prepared for postal and railway services in Schwäbisch Hall, in Göppingen accounting and other commercial subjects were offered. Beside these fields of work which men conceded to women because they did not stand in opposition to their male definition of feminity, women used the profession of a graduated teacher as a basis for their female academic career. The college teachers Pauline Steinmayer and Julie Kazmeier working at "Stuttgart Katharinenstift" started to found a network by which pupils, mothers, female students of teacher training colleges, chairwomen of not state-approved schools, female teachers, authoresses, feminists, church women and female politicians influenced school development and pushed it forward. With their presence in daily school life and their ideal, with petitions, foundation of clubs, teamwork, publications, meetings of national importance, hard-won seats in girls' school committees, the admission as observers and supporting each other in material and non-material ways they opposed against the traditional superiority of male school masters and thus permanently increased their scope for action. They smoothed the way for an education that made it possible to create an open, individually formed way of life. The admission to the "Abitur" (A-level-exam) and university is the result of a school development which was achieved by women in Württemberg, who had reached the highest possible education for female persons and had emancipated themselves from the domestication programme "destiny" as far as possible. Their social cultural and political part and the effect in the history of secondary schools for girls in the Kingdom of Württemberg, this "glorious chapter of de German women's movement" makes clear for the first time the school idea: feminity.

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