Inhaltszusammenfassung:
Der Beitrag skizziert die Umweltgeschichte des Geislinger Talkessels und der angrenzenden Hochfläche der Schwäbischen Alb während des Mittelalters. Da umwelthistorische Untersuchungen insbesondere zum Mittelalter noch immer selten sind, bietet sich die Möglichkeit zu einer exemplarischen Studie der Mensch-Umwelt-Interaktion, die über die Lokal- und Regionalgeschichte hinaus weist.
Exemplarisch lässt sich anhand archäologischer Funde aus dem Geislinger Talkessel aufzeigen, wie eine veränderte, intensivierte Landnutzung schon in vorindustrieller Zeit zu einer grundlegenden Veränderung des Landschaftsbildes und des Siedlungsgefüges in Mitteleuropa beigetragen hat. Einzelne archäologische Befunde weisen darauf hin, dass die Kalktuffbildung bis in das frühe Mittelalter hin andauerte und ihr Ende damit möglicherweise weniger dem Klimawandel während des Holozäns zuzuschreiben ist, sondern vielmehr eine Folge menschlicher Landnutzung sein dürfte. Die naturräumliche Begrenzung des Geislinger Talkessels durch den Albtrauf bietet günstige Voraussetzungen, um die Tragfähigkeit (carrying capacity) der Landschaft während des Frühmittelalters abzuschätzen.