Die Entwicklungsgeschichte der romanischen Vergangenheitstempora am Beispiel des Pretérito Perfeito Composto im Portugiesischen

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Zitierfähiger Link (URI): http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-opus-19860
http://hdl.handle.net/10900/46254
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2005
Sprache: Deutsch
Fakultät: 5 Philosophische Fakultät
Fachbereich: Sonstige - Neuphilologie
Gutachter: Koch, Peter
Tag der mündl. Prüfung: 2004-09-17
DDC-Klassifikation: 400 - Sprache, Linguistik
Schlagworte: Vergangenheitstempus , Romanistik , Romanische Sprachen , Portugiesisch , Perfekt
Freie Schlagwörter:
tense , present perfect , Portuguese , verb
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Im Unterschied zu den zusammengesetzten Perfekt-Tempora der anderen romanischen Sprachen wird das portugiesische PPC nicht mit dem entsprechenden Verb aus lat. habere gebildet, sondern mit ter (< lat. tenere). Darüber hinaus ist es inhärent aspektuell kursiv markiert, so dass die Verbalhandlung im PPC je nach Aktionsart des Verbs als durativ oder iterativ gelesen wird. Ein etwaiger kausaler Zusammenhang zwischen der Form und der Inhaltsseite des PPC, ob also die Wahl des Hilfsverbs bei seiner Bildung einen Einfluss auf seine Lesart hat bzw. hatte oder ob diese beiden Aspekte unabhängig voneinander zu betrachten sind, wurde bisher in der wissenschaftlichen Reflexion lediglich marginal in Betracht gezogen. Im Hinblick auf die Einordnung des portugiesischen PPC in einem gesamtromanischen Zusammenhang haben sich bisher zwei theoretische Richtungen etabliert. Während die eine Position dafür spricht, dass das PPC einen frühen Sprachzustand darstellt, den die anderen romanischen Sprachen überwunden haben, sehen die Vertreter der anderen Richtung das PPC als eigenständige Entwicklung an, die unabhängig von der der anderen romanischen Sprachen verlaufen ist. In der vorliegenden Arbeit wird ein neues Theoriemodell entworfen, das gewisse Aspekte der beiden skizzierten Positionen zur Entwicklungsgeschichte des PPC vereint. Es nimmt zwar innerhalb der Romania eine chronologisch-hierarchische Anordnung verschiedener Entwicklungsstufen an, räumt dem Portugiesischen aber eine Sonderentwicklung nach einer anfänglich parallel verlaufenden Entwicklung im Vergleich mit den anderen romanischen Sprachen ein. Darüber hinaus ermöglicht es die Integration der beiden Hilfsverben dergestalt, dass von zwei möglichen Konstruktionen ausgegangen wird - also zusammengesetzten Formen mit haver und solchen mit ter -, die beide für sich gewisse Entwicklungen durchliefen, die letztlich zur Folge hatten, dass die mit haver gebildeten Formen praktisch verschwunden sind, während die mit ter gebildeten Formen sich zum heutigen PPC entwickelt haben. Im weiteren Verlauf wird das neu entworfene Theoriemodell mit diachronen Primärdaten, die eigens zu diesem Zweck angestellten empirischen Untersuchungen entstammen, abgeglichen. Dabei werden zunächst einzelne Aspekte, die in einem Zusammenhang mit der Grammatikalisierung possessiver Konstruktionen zu perfektischen Tempora stehen, mit Hilfe der primären Sprachdaten untersucht. Insbesondere geht es dabei um semantische Gesichtspunkte, wie die aspektuelle Interpretation und den Gegenwartsbezug der bezeichneten Verbalhandlung, sowie um formale Fragen, wie die Auswahl von haver vs. ter und die Kongruenz des Partizips Perfekt in den zusammengesetzten Formen. Hierbei steht naturgemäß die Frage der Hilfsverben im Vordergrund, so dass die Verteilung von ter und haver während der portugiesischen Sprachgeschichte - sowohl in possessiven als auch in grammatikalisierten Konstruktionen - eingehend untersucht wird. Weiterhin wird auf die einzelnen vorgeschlagenen Entwicklungsschritte mit Hilfe der diachronen Primärdaten eingegangen. Hierbei wird zudem versucht eine ungefähre chronologische Einordnung der Entwicklungen vorzunehmen, wobei ebenfalls diachrone Sekundärdaten als Datierungshilfen herangezogen wurden. Abschließend werden die erzielten Ergebnisse aus grammatikalisierungstheoretischer Perspektive, unter Einbeziehung traditioneller und moderner Positionen in die Argumentation, beleuchtet. Auf der Grundlage der so erzielten Erkenntnisse wird die Entwicklung des PPC aus grammatikalisierungstheoretischer Sicht erneut dargestellt und die empirische Arbeit abgerundet.

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