Inhaltszusammenfassung:
Kant hat durch den moralisch-praktischen Weg die Metaphysik des Vernunftglaubens begründet. Jaspers hat durch die existentielle Beleuchtung der Transzendenz die Metaphysik des philosophischen Glaubens entwickelt.
Durch seine existentielle Denkweise, die Anwendung der deskriptiven Phänomenologie und Hermeneutik und zudem durch seine Praxiserfahrung als Psychiater unterscheidet Jaspers sich von Kant.
Trotz all seiner Originalität ist Jaspers aber ohne Kant schlechthin nicht zu verstehen. Jaspers hält sich selber für Kants Nachfolger.
Im Hinblick auf die Frage nach dem Verhältnis von Wissen und Glauben bzw. auf die Gewissheitsreflexion zeigt die Nähe beider sich noch deutlicher. Wenn man also fragt, wo innerhalb der Philosophie des 20. Jahrhunderts die methodisch- systematische Relevanz der Gewissheitsreflexion Kants am deutlichsten
vergegenwärtigt wurde, so ist in erster Linie, ja in gewisser Weise als einziger, Karl Jaspers zu nennen.
Trotzdem gibt es wenige Abhandlungen, die Jaspers` Verhältnis zu Kant ausführlich behandeln. In dieser Studie möchte ich Konvergenz und Divergenz zwischen Kant und Jaspers am Leitfaden der Problematik des Verhältnisses von Wissen und Glauben darlegen, und zwar speziell vor dem Horizont der Lebenswirklichkeit.