"Rom oder Moskau" - Deutschland, der Westen und die Revolutionierung Russlands 1914-1924

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Zitierfähiger Link (URI): http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-opus-10203
http://hdl.handle.net/10900/46192
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2002
Sprache: Deutsch
Fakultät: 5 Philosophische Fakultät
Fachbereich: Sonstige - Philosophie und Geschichte
Gutachter: Beyrau, Dietrich
Tag der mündl. Prüfung: 2003-02-13
DDC-Klassifikation: 900 - Geschichte
Schlagworte: Oktoberrevolution , Weltkrieg <1914-1918> , Geistesleben , Weimarer Republik , Antisemitismus
Freie Schlagwörter: Antibolschewismus , Russophilie , Literatur , Ideologien , Nationalsozialismus
Antibolshevism , Russophilia , Literature , Ideologies , National Socialism
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

'Rom oder Moskau' lautete eine Formel, die der Frankfurter Schriftsteller Alfons Paquet 1920 in die politischen und weltanschaulichen Debatten der frühen Weimarer Republik warf. Damit war nicht nur die außenpoliti-sche Entscheidung zwischen Ostorientierung und Westintegration, son-dern die kulturelle und geistigen Orientierung Deutschlands zwischen dem 'alten' Westen (Rom) und dem 'jungen' Osten (Moskau) angespro-chen. Der Nachlass Alfons Paquets bildet das Ausgangsmaterial der Darstel-lung, die die wechselvollen Prozesse der Entfremdung Deutschlands vom Westen und die gegenteiligen Tendenzen einer Hinwendung nach Osten in der Zeit vor, während und nach dem Ersten Weltkrieg nachzeichnet. Paquet, der Russland mehrfach bereist hatte, geriet 1916 in Stockholm und 1918 in Moskau in die Grauzone der Kontakte mit den russischen Revolutionären und hielt eine große Allianz zwischen Deutschland und Russland gegen eine drohende 'Pax Americana' für ein Gebot der Zeit. Die Arbeit untersucht darüber hinaus in mehreren Fallstudien die wider-sprüchlichen Überschneidungen der Stimmungen eines virulenten Anti-bolschewismus in Deutschland nach 1918 mit den Bestrebungen eines gegen Versailles gerichteten Revisionismus beider Länder, der weit über die in Rapallo begründete Kooperation hinauswies. Sie verfolgt die länger wirkenden Tendenzen einer deutschen Russophilie, insbesondere im Feld der Literatur, worin etwa Dostojewski zum Kronzeugen gegen die entzauberte Welt des bürgerlichen Westens erhoben wurde; und die komplementären Tendenzen einer kulturellen Germanophilie auf Seiten der herrschenden Bolschewiki. Die Metamorphosen, die die Ideologien und Strategien der deutschen Antisemiten ' einschließlich der Nationalsozialisten ' angesichts der rus-sischen Revolution und ihrer Träger durchliefen, liefert eine weitere De-monstration zur Hauptthese der Arbeit: dass eine wie immer geartete Blockbildung Deutschlands mit Russland gegen die westliche Hegemonie als scheinbar zwingende Konsequenz zwar immer wieder im Raum stand, sich aber niemals und in keiner Version tatsächlich realisieren ließ.

Abstract:

'Rome or Moscow' was a formula, which was introduced 1920 into the political and ideological debates of the early Weimar Republic by the Frankfurt writer Alfons Paquet. This meant not only the alternative choice for foreign policy between 'Ostorientierung' and 'Westintegration', but also the alternatives in the cultural and spiritual orientation of Germany between the 'old' West (Rome) and the 'young' East (Moscow). The literary bequest of Alfons Paquet forms therefore the original material of this work, which describes the fluctuating processes of the estrange-ment of Germany from the West and its leanings towards the East in the time before, during and after World War I. Paquet, who had been travel-ling in Russia at various times, operated 1916 in Stockholm and 1918 in Moscow in the grey zone of contacts to Russian revolutionaries, and ad-vocated a great alliance between Germany and (Bolshevik) Russia against a menacing 'pax Americana'. This work discusses further in various case studies the contradictory overlaps of a fervent anti-Bolshevik mood in Germany after 1918 with the efforts of a revisionist anti-Versailles policy of both countries, which pointed far beyond the cooperation, which was inaugurated in Rapallo. It pursues the long lasting traditions of a German Russophilia, mainly in the field of literature, where Dostoevsky for instance was raised into the posi-tion of a chief witness against the 'entzauberte Welt' of the bourgeois West; and it also shows the complementary tendencies of a cultural Germanophilia among the ruling Bolsheviks. The sequential metamophosis, which the ideologies and strategies of the German Antisemites, including the National Socialists, underwent in the face of the Russian Revolution and its exponents, delivers additional evidence for the main thesis of this work: That various forms of block building between Germany and Russia against the hegemony of Western powers appeared time and again as a compelling strategy, but could never and in no version be realized.

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