Inhaltszusammenfassung:
Eine der häufigsten neurodegenerativen Erkrankungen ist das idiopathische Parkinsonsyndrom (PD). Die klassischen Symptome der PD betreffen vorwiegend die motorischen Funktionen. Zunehmend wird jedoch deutlich, dass die PD nicht nur auf das motorische System beschränkt ist, sondern mit einer Vielzahl kognitiver Auffälligkeiten bis hin zur Demenz (PDD) einhergeht.
Zur Diagnostik der PDD hat die Messung der Alltagsfunktionen (ADL) an Bedeutung gewonnen. Es wird postuliert, dass eine ADL-Einschränkung, die nicht Folge der motorischen Beeinträchtigung, sondern der kognitiven Defizite ist, hinweisend auf die Entwicklung einer PDD sein kann. Mit dem Ziel, den Diagnosezeitpunkt der PDD zu optimieren muss geprüft werden, ob ein Leistungsabfall in umschriebenen kognitiven Funktionen ursächlich für ADL- Defizite und somit Prädiktor für die Entwicklung einer PDD ist.
Die ADL-Funktionen werden dabei häufig über die Anwendung von Selbst- oder Fremdbeurteilungsskalen evaluiert. Neben diesen Skalen stehen zur ADL- Erfassung objektive Tests, in denen konkrete Handlungsaufträge erteilt werden, zur Verfügung.
Die Prüfung geeigneter Messverfahren der ADL-Funktion unter Einbeziehung des kognitiven Profils der Patienten ist Gegenstand der vorliegenden Arbeit. 85 Patienten mit PD und 21 Patienten mit PDD wurden umfassend neuropsychologisch und zu Aspekten der ADL-Leistung untersucht. Dabei wurden zur Erfassung der ADL-Funktion Selbst- und Fremdbeurteilungsskalen, welche vom Patienten selbst, seinem Angehörigen und dem betreuenden Arzt ausgefüllt wurden, angewandt. Diesen wurden die Messungen durch objektive Instrumente gegenübergestellt.
Die statistischen Analysen ergaben weitläufig geringere neuropsychologische Testleistungen und eine geringere ADL-Leistung der Studienteilnehmer mit PDD. Es kristallisierten sich spezifische neuropsychologische Domänen heraus, die in einem Zusammenhang mit der ADL-Dysfunktion zu stehen scheinen.
Die konkreten Zusammenhänge der kognitiven Defizite zu den ADL-Leistungen sollten vor dem Hintergrund der Früherkennung der PDD Gegenstand weiterer Studien sein. Zu verifizieren ist, ob durch eine gezielte und objektive Untersuchung der ADL-Fähigkeit eine Risikopopulation für das Auftreten der PDD beschrieben werden kann. Weiter zeigte sich eine große Diskrepanz zwischen dem Patienten- und Angehörigenurteil und der Einschätzung der ADL-Leistung durch den Arzt. Während die Urteile von Patient und Angehörigem gut übereinstimmten, divergierte die ADL-Einschätzung durch den Arzt dazu. Als ursächlich stellten sich diverse Einflussgrößen auf die Beurteilung der ADL-Funktionen heraus. Die Einschätzung der ADL-Leistung durch den Arzt scheint dabei objektiverer Art zu sein als die Beurteilung durch Patienten und Angehörigen.
Am wenigsten vulnerabel gegenüber den berücksichtigten Einflussgrößen waren jedoch die angewandten objektiven Verfahren. Diese erwiesen sich daher als zuverlässigste und unabhängigste Methode zur Beurteilung der ADL- Leistung.
Die Entwicklung von krankheitsspezifischen und im klinischen Alltag gut praktikablen objektiven Instrumenten ist daher für eine opimale Demenzdiagnostik und zur korrekten Erfassung der ADL-Funktion unumgänglich.
Abstract:
Background: Beside the presence of cognitive deficits, impaired activities of daily living (ADL) are crucial for the diagnosis of dementia in Parkinson’s disease (PD). Several scales can be used to evaluate PD patients’ ADL (dys)function. However, only a few of them sufficiently discriminate between demented and non-demented PD patients. It is well-known that the diagnostic accuracy of ADL scales for Parkinson’s disease dementia (PDD) is infiuenced by confounding variables such as motor worsening. Objective: To evaluate the diagnostic accuracy of ADL scales for PDD.
Methods: In a cohort of 106 patients (21 with dementia), we evaluated observer-based activities of daily living rating scales (e.g. Pill Questionnaire, Schwab & England Scale), caregiver assessments, and patient questionnaires (e.g. Lawton Instrumental Activities of Daily Living Scale). Results: Each inventory showed moderate or even high specificity for dementia (>75.3%). Sensitivity was highest for the Pill Questionnaire (90.5%). Interestingly, the ratings of caregivers and trained clinical observers overestimated the presence of dementia.
Conclusions: Standardized activities of daily living assessments like the Pill Questionnaire accompanied by neuropsychological testing can be a helpful tool for the diagnosis of PDD. Further studies are needed to verify these first results in larger cohorts.