Inhaltszusammenfassung:
Histopathologisch handelt es sich beim Morbus Behçet um eine leukozytoklastische Vaskulitis, bei der hyperaktive Granulozyten eine wichtige pathogenetische Rolle zu spielen scheinen, die beim sogenannten Pathergie-Phänomen eine beschleunigte und erhöhte Einwanderung in die Dermis zeigen. Ziel dieser Arbeit ist es, auf Grund der zytotoxischen und chemotaktischen Funktionen der alpha-Defensine HNP1-3 deren Expression und Lokalisation in der Haut von Patienten mit Morbus Behçet mittels immunhistochemischer Methoden im Vergleich zu Biopsien von normaler Haut von Gesunden und Patienten zu untersuchen und deren Rolle als mögliche Effektormoleküle der (muko)kutanen Läsionen des Morbus Behçet zu diskutieren.
Dazu wurden 38 Hautproben von Patienten mit Morbus Behçet, welche unterschiedlichen Testverfahren (klassischer Pathergie-Test, Uratkristallinjektion, spontaner Läsionen und keiner Behandlung) unterzogen worden waren, sowie zum Vergleich 7 Proben normaler Haut von Gesunden und 2 Proben von Patienten mit anderen entzündlicher Hauterkrankungen (Psoriasis und Lichen ruber) mittels immunhistochemischer und Immunfluoreszezenz-Färbungen analysiert.
In dieser Arbeit werden erstmalig alpha-Defensine HNP1-3 in immunhistochemischen und immunfluoreszendierenden Fäbungen in der Haut von Patienten mit Morbus Behçet nachgewiesen. Die immer wieder anzutreffende charakteristische flächige Markierung um Granulozyten deutete auf eine Freisetzung von HNP1-3 in erhöhten Konzentrationen aus den azurophilen Granula hin. Die verstärkte lokale Expression von HNP1-3 in den Spontanläsionen und Pathergie-induzierten Läsionen mit Zeichen der Zellschädigung an den Gefäßendothelien und/oder Epithelien sprachen für zytotoxische Effekte der alpha-Defensine in vivo. alpha-Defensine HNP1-3 könnten als mögliche Effektormoleküle der (muko)kutanen Läsionen durch eine Stimulation der Produktion von IL-8 die Rekrutierung von Neutrophilen und Monozyten/Makrophagen durch ein positives Feedback beeinflusst bzw. sogar verstärkt haben.
Die Beobachtungen, dass in den Pathergie-induzierten und spontanen Läsionen von Patienten mit Morbus Behçet im Vergleich zur unmanipulierten Haut und normalen Haut Gesunder vermehrt alpha-Defensine HNP1-3 exprimiert werden, deuten auf eine Aktivierung angeborener Immunreaktionen hin, bei denen neutrophile Granulozyten in die papulo-erythematösen Läsionen vermehrt eingewandert waren und zu einer vermehrten Expression der alpha-Defensine HNP1-3 geführt hatten.