Inhaltszusammenfassung:
Übelkeit, Erbrechen und der Geschmackssinn mit der Fähigkeit zur Detektion toxischer Stoffe sind wichtige Kontrollmechanismen zum Schutz vor Vergiftungen. Auch auf neuronaler Ebene lassen sich zahlreiche Verbindungen zwischen den an der Entstehung der Übelkeit und der am Geschmacksempfinden beteiligten Strukturen finden.
In der vorliegenden Arbeit soll der Zusammenhang zwischen Übelkeit und Veränderungen der Geschmackssensibilität untersucht werden. Zur Induktion der Übelkeit diente die bereits aus anderen Studien bekannte Drehstuhlrotation, welche sich als geeignetes Verfahren erwiesen hat, eine ausgeprägte Kinetosesymptomatik auszulösen, deren Hauptsymptom, neben einer Vielzahl anderer vegetativer Symptome, die Übelkeit darstellt. Dazu wurden die Probanden mit verbundenen Augen auf einem elektrisch betriebenen Drehstuhl um die Längsachse rotiert und entsprechend ihrer Rotationstoleranzzeit in zwei verschiedene Gruppen Kinetose-sensibel und Kinetose-unsensibel aufgeteilt. Die empfundene Kinetosesymptomatik wurde mittels eines Befindlichkeitsfragebogens erhoben. Um einen möglichen Einfluss der drehstuhlinduzierten Übelkeit auf den Geschmackssinn zu überprüfen, wurde bei allen Probanden sowohl am ersten Versuchstag ohne vorherige Rotation als auch am zweiten Versuchtstag mit vorheriger Rotation ein Schmecktest durchgeführt. Dieser untersuchte die vier Geschmacksqualitäten süß, sauer, salzig und bitter in je vier verschiedenen Konzentrationen.
Die zwei Gruppen Kinetose-sensibel und Kinetose-unsensibel unterschieden sich signifikant bezüglich der Rotationstoleranzen und der erhobenen Kinetosesymptomatik. Veränderungen auf physiologischer Ebene manifestierten sich in der Gesamtstichprobe in einer Abnahme des systolischen und des mittleren Blutdruckes sowie des Pulses. Die beiden Gruppen Kinetose-sensibel und Kinetose-unsensibel unterschieden sich jedoch nicht bezüglich dieser physiologischen Parameter, was sich durch die in beiden Gruppen gleich empfundene Schwindelsymptomatik, welche zu einer Blutdrucksenkung führt, erklären lässt.
Hinweise auf Zusammenhänge zwischen der Geschmackssensibilität und der Anfälligkeit gegenüber Rotation zeigten sich in einer geringeren Rotationstoleranz in der Gruppe Geschmacks-sensibel im Vergleich zur Gruppe Geschmacks-unsensibel. Die Hypothese, dass sich Kinetose-sensible und Kinetose-unsensible Personen bezüglich ihrer Schmecksensibilität unterscheiden, konnte nicht bestätigt werden. Veränderungen bezüglich des Schmeckvermögens und der Detektionsschwelle bei Übelkeit, welche sich in verbesserten Schmeckscores nach der Rotation manifestieren sollten, konnten weder in der Gesamtstichprobe noch in den Gruppen Kinetose-sensibel und Kinetose-unsensibel festgestellt werden, womit die Haupthypothese dieser Arbeit widerlegt wird. Zusammenfassend liefert die vorliegende Arbeit keine Hinweise für einen Einfluss von drehstuhlinduzierter Übelkeit auf den Geschmackssinn. Die genauen Wechselwirkungen zwischen der Übelkeit und dem Geschmackssinn sind in der Wissenschaft bisher wenig untersucht und weitgehend unbekannt und bedürfen zukünftig weiterer wissenschaftlicher Forschung.
Abstract:
Nausea, vomiting and the gustatory sense with the ability to detect toxins are important control mechanisms in the protection from poisoning. Neuronal links are known which relate the structures involved in the onset of nausea with the ones associated to gustatory sense.
To investigate whether there is any relation between nausea and the taste sensitivity the present study uses body rotation to induce motion sickness with the cardinal symptoms of nausea and vomiting. For this purpose the subjects were seated on a rotational chair with their eyes closed. They were instructed to move their heads up and down. After each rotation they gave ratings of the symptoms of their motion sickness. According to the time of their rotation tolerance the subjects were divided into the two groups motion sickness-susceptible and motion sickness-resistant. To investigate if there is an influence of rotation chair-induced nausea on taste perception, the taste test was performed one day without preceding rotation and the other day with preceding rotation. The taste test was based on strips of filter paper impregnated with four concentrations of the four basic taste qualities sweet, sour, salty and bitter.
Significant differences between the two groups motion sickness-susceptible and motion sickness-resistant were found for all the rotation times and for the rating of motion sickness. Although we could not demonstrate that the physiological responses after body rotation vary between the two groups, a decrease in blood pressure and pulse rate was observed in both groups. This could be explained by the same rating of vertigo in both groups, which causes a decrease of blood pressure.
Indications to correlation between the taste sensitivity and the susceptibility to rotation became apparent in a lower rotation time in the group of the tasters compared to the group of the non-tasters. The hypothesis that motion sickness-susceptible subjects differ from motion sickness-resistant subjects in regard to their sensitivity of taste could not be confirmed. Changes in taste perception and taste recognition threshhold after the rotation procedure could not be detected neither in the total control sample nor in the groups of motion sickness-susceptible nor of motion sickness-resistant subjects.
The present study does not reveal any association between rotation chair-induced nausea and alterations in taste sensitivity. Further studies may be necessary to understand the links between taste perception, nausea and vomiting.