Importierte Parasitosen bei Kindern in Deutschland

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Zitierfähiger Link (URI): http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-opus-57736
http://hdl.handle.net/10900/45881
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2011
Sprache: Deutsch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Medizin
Gutachter: Bialek, Ralf (Prof. Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2011-06-29
DDC-Klassifikation: 610 - Medizin, Gesundheit
Schlagworte: Malaria , Bilharziose , Kind , Deutschland
Freie Schlagwörter: Leishmaniasis , Kinder
Children , Germany , Schistosomiasis
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Bei zunehmendem Reiseverkehr in subtropische und tropische Länder sowie Migrationen aus diesen Regionen könnte ein Anstieg von importierten Parasitosen bei Kindern erwartet werden. Vor Reisen in entsprechende Endemiegebiete werden Vorsichtsmassnahmen, wie Malariaprophylaxe empfohlen, es ist jedoch unbekannt, in welchem Umfang diesbezügliche Beratungen in Anspruch genommen werden und welchen Einfluss diese auf parasitäre Erkrankungen bei Kindern in Deutschland haben. Anhand der Ergebnisse einer 2-jährigen Studie werden Daten zu den wichtigsten, weil mit erheblichen Gesundheitsstörungen einhergehenden und weltweit häufigen Parasitosen, Malaria, viszerale Leishmaniasis und Schistosomiasis bei Kindern in Deutschland im Rahmen dieser Arbeit erstmalig vorgestellt, diskutiert und bewertet. Mittels eines anonymisierten Datenerhebungsbogens wurden über die ESPED (Erhebungseinheit für seltene pädiatrische Erkrankungen im Kindesalter) von Juli 2001 bis Juni 2003 Daten zu importierter Malaria, Schistosomiasis und viszeraler Leishmaniasis bei stationär in Kinderkliniken behandelten Kindern erhoben. Diese wurden mit Hilfe des Statistikprogramms SAS bezüglich ihrer Signifikanz überprüft. Die Kinder wurden entsprechend ihrer ethnischen Herkunft in die Gruppen Immigranten, Kinder aus Immigrantenfamilien und kaukasische Kinder eingeteilt. 92 Kinder importierten in oben genannten Zeitraum eine gesicherte Malaria nach Deutschland. Hiervon waren 66 Fälle eine Malaria tropica, 17 eine Malaria tertiana, ein Fall eine Malaria quartana und ein weiterer Fall wurde durch eine Doppelinfektion mit P. falciparum und P. vivax verursacht. In 7 Fällen wurde die Plasmodienart nicht identifiziert. Es waren 32 Kinder Immigranten, 51 stammten aus Immigrantenfamilien und 9 Kinder waren kaukasischer Herkunft. In 78 Fällen wurde die Malaria aus Afrika, davon 56 mal aus Westafrika importiert. 88% aller Kinder wurden mit Fieber beim Arzt vorgestellt, 67% wiesen Allgemeinsymptome auf und 57% beklagten gastrointestinale Beschwerden. Neben der Parasitämie bis zu 28% Parasiten/µl fanden sich als auffällige Laborparameter bei Diagnosestellung: Eine Anämie bei 42%, eine Thrombozytopenie bei 53% und das C-reaktive Protein bei 82,5%. Anhand der WHO Kriterien wurde bei 22 Kindern eine komplizierte Malaria tropica diagnostiziert, davon 14 aufgrund einer Hyperparasitämie (>5% Parasiten/µl). Eine Therapie entsprechend der Leitlinien der DTG (Deutsch Gesellschaft für Tropenmedizin e.V.) erhielten 65 Kinder, bei 28 Kindern traten Nebenwirkungen auf. Todesfälle wurden nicht beobachtet. Bezüglich der untersuchten Merkmale wie Symptome, Laborparameter und Krankheitsverlauf zeigten sich in den drei Kindergruppen, mit der Ausnahme des Auftretens von Allgemeinsymptomen, keine Unterschiede. Eine Reiseberatung wurde häufiger von kaukasischen Kindern als von Kindern aus Immigrantenfamilien in Anspruch genommen und letztere wiesen eine längere Aufenthaltsdauer im Infektionsgebiet auf. Es wurden 3 Kinder mit viszeraler Leishmaniasis und 4 Kinder mit einer Schistosomiasis stationär behandelt. Der Vergleich der einzelnen Kindergruppen zeigt, dass die meisten Malariafälle von Kindern aus Immigrantenfamilien oder bei Immigration importiert werden. Erstere stellen die Hauptrisikogruppe für den Erwerb einer Malaria in Deutschland dar und bedürfen somit einer gezielten Schulung, Aufklärung und Betreuung. Da die Inzidenz der von Kindern nach Deutschland importierten Malaria im Beobachtungszeitraum unverändert blieb, ergab die Studie keinen Hinweis auf eine erforderliche Anpassung der im Jahre 2001 veränderten DTG-Empfehlungen zur Malariaprophylaxe bei Kindern. Die wenigen gemeldeten Fälle einer viszeralen Leishmaniasis und Schistosomiasis erlauben nur eine limitierte Anmerkung zu deren Import nach Deutschland im Kindesalter.

Abstract:

An increase in the number of imported parasitic infections in children could be expected due to the increase in travel to subtropical and tropical countries as well as migration from these regions. Precautions such as malaria prophylaxis are recommended before journeys to the particular endemic areas, but it is not known how widely this advice is taken and what influence this has on parasitic infections in children in Germany. Using the results of a 2-year study, the work presents, discusses, and analyzes the data concerning the most important parasitic diseases, malaria, visceral leishmaniasis and schistosomiasis, that are associated with considerable health problems and are the most common worldwide, in children in Germany. An anonymized questionnaire was used by ESPED (Erhebungseinheit für seltene pädiatrische Erkrankungen im Kindesalter, Registry for rare pediatric illnesses during childhood) from July 2001 to June 2003 to collect data about imported malaria, schistosomiasis, and visceral leishmaniasis in children being treated as inpatients in children’s clinics. The data were tested for their significance using the statistical package SAS. The children were grouped according to their ethnic background as immigrants, children from immigrant families, or Caucasian children. During the time period mentioned above, 92 children imported confirmed cases of malaria into Germany. Of these, 66 cases were of Malaria tropica, 17 cases were of Malaria tertiana, one case was of Malaria quartana, and a further case was caused by a double infection of P. falciparum and P. vivax. In 7 cases the species of Plasmodia was not identified. 32 of the children were immigrants, 51 children came from immigrant families, and 9 children had a Caucasian background. In 78 of the cases the malaria was imported from Africa and 56 of these were from West Africa. 88% of all children presented to the physician with fever, 67% showed general symptoms, and 57% complained of gastrointestinal problems. Apart from parasitemia of up to 28% parasites/µl, the following abnormal laboratory findings were seen at diagnosis: anemia in 43%, thrombocytopenia in 53%, and C-reactive protein in 82.5%. Using the WHO criteria, 22 children were diagnosed with a severe Malaria tropica, 14 of those due to hyperparasitemia (>5% parasites/µl). 65 of the children received treatment according to the guidelines of the DTG (Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin e.V., German Society of Tropical Medicine), 28 children had side effects. There were no deaths. There were no differences between the groups of children in terms of the aspects studied such as symptoms, laboratory parameters, and disease progression, with the exception of general symptoms. Travel advice was taken more frequently by Caucasian children than children from immigrant families, and the latter spent more time in the endemic region. 3 children with visceral leishmania and 4 children with schistosomiasis were treated as inpatients. The comparison of the individual groups of children shows that the majority of malaria cases are imported by children from immigrant families or by immigrants. The former are the group most at risk for having malaria in Germany and therefore need special schooling, explanation, and support. Because the incidence of malaria imported by children to Germany remained unchanged during the observation period, the study does not show evidence of a necessity to change the DTG recommendations from 2001 on malaria prophylaxis for children. The very few reported cases of visceral leishmaniasis and schistosomiasis only allow a limited analysis of their import into Germany during childhood.

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