Inhaltszusammenfassung:
Stromal cell derived Factor-1 (SDF-1) ist als effektiver chemotaktischer Faktor für endotheliale Progenitorzellen bekannt, der bei ischämischen Ereignissen, wie dem akuten Koronarsyndrom, von aktivierten Thrombozyten sezerniert wird. Die SDF-1-Expression ist schon vor der ischämischen Myozyten-schädigung durch die Gefäßstenose um das Vielfache hochreguliert und könnte deshalb als frühzeitiger Infarktmarker dienen. In dieser Studie wurde die thrombozytäre SDF-1-Expression bei 1004 Patienten gemessen, die sich mit einer thorakalen Beschwerdesymptomatik in der Notaufnahme vorstellten. Mit Hilfe monoklonaler Antikörper wurde die Expression des Chemokins SDF-1 auf Thrombozyten mittels Zweifarben-Vollblut-Durchflusszytometrie festgestellt, wobei die mittlere Fluoreszenzintensität (MFI) als Maß der Expression diente. Ein wichtiges Ergebnis dieser Studie ist die signifikant erhöhte SDF-1-Expression bei Patienten die an einem akuten Koronarsyndrom (ACS) litten. Verglichen wurde sie mit der thrombozytären Expression von SDF-1 bei Patienten, bei denen andere Erkrankungen, wie die stabile Angina pectoris, eine Lungenarterienembolie oder eine Pneumonie als Ursache der thorakalen Beschwerden diagnostiziert wurden. Bei der multifaktoriellen Kovarianzanalyse zeigte sich, dass die thrombozytäre SDF-1-Expression unabhängig von der Prämedikation, den kardiovaskulären Risikofaktoren sowie den etablierten Laborparametern ist. Bei der Ermittlung der Vorhersagewahrscheinlichkeit von SDF-1 für ein ACS, im Vergleich zu etablierten Infarktmarkern mittels der logistischen Regressionsanalyse zeigte sich, dass Troponin als Infarktmarker im Bezug auf die Prädiktion allerdings überlegen ist. Des Weiteren wurde mit einer ROC-Kurve (Receiver Operating Characteristic–Kurve) die Möglichkeit der Vorhersage des individuellen relativen Risikos für ein ACS mittels der SDF-1-Expression evaluiert. Patienten, bei denen ein SDF-1-Wert von ≥27,7 (Cut-Off-Wert) gemessen wurde, hatten ein 1,3-fach erhöhtes relatives Risiko für ein akutes Koronarsyndrom im Vergleich zu Patienten mit niedrigeren SDF-1-Werten. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Bestimmung der thrombozytären SDF-1-Expression zur frühzeitigen Diagnose des ACS bei Patienten mit Thoraxschmerzen in der Notaufnahme hilfreich sein könnte, bevor eine ausgeprägte ischämische Myozytenschädigung entsteht.