Inhaltszusammenfassung:
HINTERGRUND: Bei Diabetikern beobachtet man neben Plättchenfunktionsstörungen, die eine wichtige Rolle bei der Entwicklung atherothrombotischer Komplikationen nach koronarer Stentimplantation spielen, ein vermindertes Ansprechen der Blutplättchen auf antithrombozytäre Substanzen, das mit einer ungünstigeren Prognose assoziiert ist.
ZIEL: An einem größeren Patientenkollektiv sollte untersucht werden, welche Einflussfaktoren bei Typ-2-Diabetikern mit koronarer Stentimplantation zu einer erhöhten residuellen Plättchenaktivität beitragen.
METHODE: In dieser Arbeit wurde die residuelle Plättchenaktivität mittels ADP-induzierter Lichttransmissionsaggregometrie bestimmt und von 485 Patienten mit koronarer Stentimplantation unter dualer antithrombozytärer Therapie nach einer Aufsättigungsdosis Clopidogrel retrospektiv ausgewertet.
ERGEBNISSE: Diabetiker wiesen eine höhere residuelle Plättchenaktivität auf als Nicht-Diabetiker (40,0 % vs 31,8 %, p < 0,01). Besonders ausgeprägt waren diese Unterschiede bei Diabetikern mit akutem Koronarsyndrom (ACS) gegenüber Nicht-Diabetikern mit ACS (46,3 % vs 35,8 %, p = 0,002). Die residuelle Plättchenaktivität war am höchsten bei Diabetikern mit ACS 6 bis 12 Stunden nach Gabe der Aufsättigungsdosis. Ebenfalls signifikant erhöht zeigte sich die residuelle Plättchenaktivität bei Diabetikern unter Insulin-Therapie verglichen mit Diabetikern ohne Insulinbehandlung (46,3 % vs 32,5%, p = 0,028) und bei Diabetikern mit einem HbA1c > 6,8 % gegenüber Diabetikern mit niedrigerem HbA1c (44,6 % vs 35,0 %, p = 0,02).
SCHLUSSFOLGERUNGEN: Diabetiker mit akutem Koronarsyndrom und schlechter metabolischer Kontrolle stellen eine besondere Risikogruppe für eine ineffektive periinterventionelle Thrombozytenhemmung trotz dualer antithrombozytärer Therapie dar. Dies könnte wesentlich zu einer erhöhten Gefährdung durch thromboischämische Ereignisse nach Stentimplantation beitragen.
Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit legen nahe, dass sowohl eine Anpassung der antithrombozytären Therapie, gesteuert durch thrombozytenfunktionsanalytische Verfahren, als auch eine Verbesserung der diabetischen Stoffwechsellage zu einer optimierten Thrombozytenhemmung und damit zur Reduktion thromboischämischer Komplikationen bei Typ-2-Diabetikern mit koronarer Stentimplantaition beitragen können.