Inhaltszusammenfassung:
Während der letzten Jahrzehnte wurde in der Hernienchirurgie die konventionelle Nahtmethode zunehmend durch die Verwendung von Kunststoffnetzimplantaten ersetzt. In der vorgelegten Untersuchung werden die lokalen Reaktionen auf Nahtmaterial und Polypropylennetzimplantate in Abhängigkeit von der in situ-Verweildauer konventionell morphologisch und immunhistochemisch verglichen. Gefragt wird, ob sich aus den Ergebnissen der Analyse Hinweise auf ein erhöhtes Malignisierungsrisiko im Zusammenhang mit Kunstnetzimplantaten ergeben. Ferner wird gefragt, welche der geprüften Parameter für die deutlich reduzierte Rezidivneigung nach Hernienoperation mit Kunststoffnetzimplantat ursächlich sein könnten. Diskutiert wird, ob sich daraus Parameter ableiten lassen, die bei gleich bleibender oder noch weiter reduzierter Komplikations- und Rezidivneigung, die Verträglichkeit der Implantate verbessern. Implantatassoziiert treten Phänomene auf, die sowohl für als auch gegen eine potenzielle fremdkörperinduzierte Malignisierung sprechen. Der onkogene Effekt wird offenbar nicht wirksam, da maligne Tumoren im Zusammenhang mit Kunststoffnetzimplantationen bei Hernienoperationen bisher nicht beschrieben wurden. Die Analyse der Entzündungszellen und die mit dem Antikörper MiB1 bestimmte proliferative Aktivität ergeben im Kunststoffnetzimplantat und nach konventioneller Operation keine prinzipiell unterschiedlichen Ergebnisse, sodass sich hier keine Hinweise auf Ursachen für die sehr viel niedrigere Rezidivrate bei Verwendung von Kunststoffnetzimplanataten abzeichnen. Aus dem Vergleich mit der konventionellen Hernienoperation ergibt sich, dass vor allem der stark zeitverschobene Faserab- und -aufbau sowie die gänzlich gegensätzlichen Myofibroblastenproliferationen bzw. -Rückbildung den biologischen Stabilisierungsgewinn bei der Verwendung von Kunststoffnetzimplantaten bedingen. Neu zu konzipierende Implantate müssen Eigenschaften besitzen, mit denen es gelingt, die Myofibroblastenzahl auf möglichst niedrigem Niveau einzustellen. So kann bei einem Minimum an Kollagensynthese ein Maximum an Stabilität und Beweglichkeit erreicht werden. Die Komplikations- und Rezidivrate ließen sich zusätzlich senken und die Verträglichkeit der Implantate deutlich verbessern.