Inhaltszusammenfassung:
Einleitung: In der vorliegenden Arbeit wurden Patienten der Universitätsklinik Tübingen untersucht, die aufgrund eines Ösophaguskarzinoms einer, mit kurativer Intention, durchgeführten Tumorresektion unterzogen wurden. Das Ziel der Arbeit besteht darin, die an der Universität Tübingen operierten Ösophaguskarzinome zu erfassen und das Überleben in Abhängigkeit von den prognostischen Faktoren zu untersuchen.
Methoden: Das Gesamtkollektiv besteht aus 133 Patienten, die in an der UKT Tübingen zwischen 1994 und 2004 operiert wurden. 28 Patienten erfüllten die Einschlusskriterien nicht und wurden ausgeschlossen. Somit besteht das untersuchte Kollektiv aus 105 Patienten.
Ergebnisse: Das mediane Alter der Patienten zum Zeitpunkt der Resektion betrug 62 Jahre. 87% der Patienten waren männlich. Es wurden 39 (37,1%) Patienten mit Plattenepithelkarzinom und 66 (62,9%) mit Adenokarzinom registriert. Über den Auswertungszeitraum nahm der Anteil der Adenokarzinome deutlich zu. Die Tumorstadien verteilten sich wie folgt: T0=9,5%; T1=17,2; T2=33,3%; T3=38,1%; T4=1,9%. Etwa die Hälfte der Patienten zeigte bereits einen Befall der lokalen Lymphknoten (45,7%). Bei 6,7% wurden intraoperativ Organmetastasen gefunden. 37,1% wurden mit Radio- und/ oder Chemotherapie (R-/CTX) behandelt. In 90,5% konnte eine R0-Resektion erreicht werden. Postoperativ verstarben 3,8% innerhalb von 30 Tagen. Anastomoseninsuffizienzen wurden in 23,8% registriert. Tumor¬rezidive traten bei 30,5% der Patienten auf. Das Gesamtüberleben betrug im Mittel zwei Jahre. Die 5- bzw. 10-Jahresüberlebensrate (JÜR) betrug 32,3% und 21,6%. Aus der univariaten Analyse gingen das TNM-Stadium, die Organmetastasierung (M1), die R0-Resektion, die UICC-Stadieneinteilung sowie die Histologie als prognostische Faktoren hervor. Das Vorliegen von Lymphknotenmetastasen hatte nur in der Gruppe der Adenokarzinome einen Einfluss auf das Überleben der Patienten. Die multivariate Analyse identifizierte das T-Stadium, das Vorliegen von Organmetastasen sowie die Histologie als unabhängige prognostische Faktoren.
Diskussion: Das Überlebensrat des Studienkollektiv lag in unsere Studie nach 5 Jahren bei 32,3%; vergleichbar mit anderen Zentren. In unserer Arbeit fällt allerdings eine im Vergleich zu anderen Studien niedrige 5-JÜR (41%) für T1 Tumoren auf. In dieser Gruppe berichten andere Autoren über 5-JÜR von 70 bis 85%. Eine mögliche Erklärung sind die kleinen Fallzahlen in dieser Gruppe, die sie für Ausreißer anfällig machen. Weiter ist die hohe Zahl an mit R-/CTX vorbehandelten Patienten in dieser Gruppe zu berücksichtigen, die sich vor der zusätzlichen R-/CTX in einem höheren präoperativen Stadium befanden und erst post R-/CTX (downstaging) in die T1 Gruppe kamen. Auch ist die Rate der T1b-Tumoren im Vergleich zu anderen Arbeiten höher, in denen vor allem T1a-Karzinome in dieser Gruppe auftreten, die aufgrund ihrer geringeren Lymphknotenmetastasierung eine deutlich bessere Prognose haben. Eine weitere Auffälligkeit der vorliegenden Studie besteht darin, dass nur bei Adenokarzinomen ein verbessertes Überleben für Tumoren ohne Lymphknotenbeteiligung gezeigt werden konnte. Für die Plattenepithelkarzinome stellte der Lymphknotenbefall keinen prognostischen Faktor dar. Für dieses Phänomen finden sich keine vergleichbaren Ergebnisse in der Literatur. Als Ursachen muss neben der kleinen Fallzahl noch die höhere Anzahl der mittels R-/CTX behandelten Patienten diskutiert werden. Trotz der Fortschritte in den vergangenen Jahren macht ein Gesammtüberleben nach 5 Jahren von 31,7% deutlich, dass weiter Anstrengungen in der Forschung auf diesem Gebiet dringend nötig sind.