Inhaltszusammenfassung:
Astrozytome stellen die größte Gruppe hirneigener Tumoren dar. Trotz Maximaltherapie mit Chirurgie, Chemo- und Strahlentherapie sind diffus infiltrierende Astrozytome bisher nicht heilbar.
Unterschiedliche Entstehungs- und Progressionmechanismen astrozytärer Tumoren beinhalten unter anderem eine gestörte Apoptoseregulation, Aktivierung von zellulärer Migration und Invasion, Sezernierung immunsuppressiver Faktoren und die Induktion der Angiogenese.
Pleiotrope Faktoren sind auf Grund dieser Erkenntnisse in den Fokus der Tumorforschung gerückt.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, das axonale Lenkungsmolekül Netrin-1 sowie dessen Rezeptor DCC in humanen Astrozytomen zu untersuchen. Initial wurden die beiden Moleküle als wichtigstes, auf Axone attraktiv wirkendes Interaktionspaar beschrieben. Mittlerweile ist bekannt, dass neben Netrin-1 neben der axonalen Lenkung auch multimodale Funktionen ausüben kann, welche allesamt positiv auf die Tumorprogression wirken könnten. Bisher gibt es keine Untersuchung, die die Expression von Ligand und Rezeptor in denselben Proben umfasst. In der vorliegenden Arbeit wurde die Netrin-1 und DCC Immunreaktivität an 194 Astrozytomen und 23 Normalhirnkontrollen immunhistochemisch mit der tissue microarray (TMA)-Methode untersucht. Überdies wurde die Assoziation der Netrin-1 und DCC Immunreaktivität mit dem Überleben der Patienten analysiert.
Für DCC ergab sich eine signifikante Aufregulierung in höhergradigen Astrozytomen im Vergleich zu niedriggradigen. In der Weissen Substanz des Normalhirns zeigte sich eine signifikant erhöhte DCC Immunreaktivität im Vergleich zur Grauen Substanz.
Für Netrin-1 wurde eine Immunreaktivität ermittelt, die signifikant mit der Tumormalignität ansteigt.
In den Normalhirnproben konnte kein signifikanter Unterschied in der Netrin-1 Immunreaktivität zwischen Grauer und Weisser Substanz festgestellt werden. Netrin-1 zeigte sich signifikant erhöht in den Tumorzentren im Vergleich zu den Infiltrationszonen der Glioblastome WHO-Grad IV.
Die statistische Analyse der Rezidivtumoren im Vergleich zu ihren Primärtumoren ergab keine signifikanten Unterschiede in der Immunreaktivität.
In den Analysen der postoperativen Überlebenszeit der Astrozytompatienten lässt sich keine statistisch signifikante Assoziation der Immunreaktivität auf die Prognose feststellen.
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass diese Resultate die Wichtigkeit der immunhistochemischen Untersuchungen an humanen Tumor- und Normalgewebe unterstreichen.