Der Einfluss der Fichteschen Philosophie in der Medizin bei Adolph Karl August Eschenmayer

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Zitierfähiger Link (URI): http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-opus-45311
http://hdl.handle.net/10900/45590
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2009
Sprache: Deutsch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Sonstige
Gutachter: Wiesing, Urban (Prof. Dr. med. Dr. phil.)
Tag der mündl. Prüfung: 2008-10-30
DDC-Klassifikation: 610 - Medizin, Gesundheit
Schlagworte: Eschenmayer, Carl A.
Freie Schlagwörter: Dissertation (lat.) 1796 , Philosophie
dissertation (Latin) 1796 , Philosophy
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Inhaltszusammenfassung:

Hauptanliegen dieser Arbeit ist es zu zeigen, dass der Autor Adolph Karl August Eschenmayer bereits früher als bislang angenommen, nämlich schon im Jahr 1796, Ideen Fichtescher Philosophie aufgegriffen und für eine Theorie der Medizin genutzt hat. Diese Veränderung in der philosophischen Haltung Eschenmayers lässt sich insbesondere unter dem Aspekt erklären, dass Eschenmayer das bloße Niveau des bisherigen Erfahrungswissens, das Hauptgegenstand der Kantischen Lehre war, hinter sich lassen wollte und damit einhergehend ein System forderte, das anhand rationaler Prinzipien das Aufstellen allgemeingültiger Leitsätze erlauben sollte. Eschenmayers Dissertation "Principia quaedam disciplinae naturali, in primis Chemiae, ex Metaphysica naturae substernenda" von 1796 zeigt unbestritten noch einige Übereinstimmungen mit Kantischen Grundsätzen, jedoch fungiert die Kantische Philosophie hierbei für Eschenmayer vor allem als Ausgangspunkt für die von ihm angestrebten Erneuerungen. Einen wichtigen Angriffspunkt von Eschenmayers Erneuerungstendenz liefert dabei in besonderem Maße die Chemie. Dieser Disziplin war seinerzeit noch nicht der Stand einer Wissenschaft zugestanden worden, da Kant in ihr nur empirische Prinzipien zugrunde gelegt sah. Eschenmayer verleugnet zwar keineswegs die Richtigkeit der bisher aufgestellten Erfahrungssätze, er fordert aber zugleich, dass diese auf zwingenden Argumenten aufgebaut werden müssen. Dieses kann indes nur durch das Erreichen der Rationalität der in der Chemie zu verwendenden Grundlagen geschehen. Eschenmayer sieht darin einen großen Gewinn für sämtliche übrige Naturwissenschaften, denn durch das Aufstellen allgemeingültiger Grundsätze in einer Disziplin, wie in dem schon erwähnten Beispiel der Chemie, würde nach Eschenmayer eine Vereinfachung erreicht werden können. Derjenige, der sich dann mit dieser Disziplin beschäftigt, würde sich auf sichere Grundlagen von universeller Gültigkeit berufen können. Gleichzeitig wäre damit eine gemeinsame Basis für all diejenigen, die Wissenschaft betreiben wollen, geschaffen. Auch der Charakter der Materie wird durch Eschenmayers Ausführungen einem Wandel unterzogen. Materie ist nicht mehr nur das Produkt reiner Erfahrung, sondern wird analysierbar und kann daher der mathematischen Berechnung unterworfen werden. Für Kant war dies schlechthin noch ein Ding der Unmöglichkeit. Materie kann nach Kant nie als a priori gegeben betrachtet werden. Verfährt man jedoch nach der Annahme Fichtes, kann der bei Eschenmayer zu findende Materiebegriff durchaus unterstützt werden. Denn nach Fichte ist demgegenüber Materie ein Produkt des Ich. So bekommt man nach Eschenmayer den Entwurf einer Vorstellung der Materie, sie ist quasi Produkt unserer Vorstellung. Dies kann ebenso als Beweis für die Wende in Eschenmayers philosophischer Anschauung gelten. Es vollzieht sich ein Paradigmenwechsel – Eschenmayer verlässt die empirische Ebene Kants und wendet sich der Theorie Fichtes zu. Damit kann nach Eschenmayer nun alles, was bisher allenfalls den Charakter einer systematischen Kunst beanspruchen konnte, Wissenschaft werden. Eschenmayer nahm also persönlich durchaus nicht gerade geringen Anteil an dem Entwicklungsprozess, der sich zu seiner Zeit in den Wissenschaften vollzog. Auch unterstützte er zweifelsohne die Bemühungen, aus der lediglich empirischen Kunst eine Wissenschaft nach rationalen Prinzipien zu formen. In seiner Funktion sowohl als Philosoph als auch als Arzt führte dies unweigerlich zu tiefgreifenden Auswirkungen auf beiderlei Gebieten. Ab sofort beschäftigte man sich nach Eschenmayers Vorstellungen demzufolge nicht mehr nur mit angewandtem Naturwissen, sondern mit einer allgemeinen Wissenschaftslehre. Den Ausgangspunkt für diesen bedeutenden Wandel in Eschenmayers philosophischer Entwicklung finden wir – wie in der vorliegenden Dissertation gezeigt werden kann - aber schon im Jahr 1796 mit dem probatorischen Aufgreifen Fichtescher Ideen in seiner lateinischen Dissertationsschrift und der Ausführung und Bestätigung dieser Ideen in der ein Jahr darauf folgenden übersetzten und erweiterten Version durch ihn selbst. Dieser philosophische Entwicklungsprozess Eschenmayers vollzog sich folglich einige Jahre vor dem bisher angesetzten Zeitpunkt.

Abstract:

Main objective of this work is to show, that the author Adolph Karl August Eschenmayer took up ideas of the philosophy of Fichte already in former times than so far accepted, indeed already in the year 1796, and used them for a theory of the medicine. This change in the philosophical attitude Eschenmayers can be explained in particular under the aspect that Eschenmayer wanted to leave the bare level of the past know-how behind itself, which was main object of the theory of Kant, and with it accompanying, he demanded a system, which should permit a setting up of generally accepted guiding principles on the basis of rational principles. Eschenmayers dissertation "Principia quaedam disciplinae naturali, in primis Chemiae, ex Metaphysica naturae substernenda" from the year 1796 shows undisputed still some agreements with principles of Kant however the philosophy of Kant functions here for Eschenmayer particularly as starting point for the renewals, which he aims at. In particular chemistry supplies an important point of attack of Eschenmayers renewal tendency. At that time yet the conditions of a science had not been entitled to this discipline, since Kant saw only empirical principles in it. Eschenmayer doesn’t deny the correctness of the experience sets, which were set up so far, but it demands however at the same time that these must be developed on compelling arguments. This is only possible by reaching rational foundations in chemistry. Therein, Eschenmayer sees a large profit for all remaining natural sciences. By setting up generally accepted principles in a discipline, as in the example of chemistry already mentioned, a simplification could be achieved. Everyone, that concerns itself with this discipline, could appoint itself on safe bases of universal validity. Nevertheless a common basis for all those have been created, which want to operate science. The character of matter is also submitted to a change by Eschenmayers remarks. Matter is no longer only the product of pure experience, but will be analyzable and can be subjected to the mathematical computation. For Kant, this was absolutely a thing of impossibility. According to Kant, the matter can be never regarded as a priori given thing. If one proceeds however in accordance with the acceptance Fichtes, the subject term which can be found with Eschenmayer can be quite supported. According to Fichte, matter is a product of the ego. Due to Eschenmayer, thus one gets the draft of a conception of matter, which is quasi product of our conception. This can also be considered as a proof for the turn in Eschenmayers philosophical opinion. A paradigm shift carries out itself - Eschenmayer leaves the empirical level of Kant and turns to the theory Fichtes. Thus now everything that could stress so far only the character of a systematic art, can become science according to Eschenmayer. Eschenmayer really contributed to the development process, which carried out itself to its time in the sciences. He also supported without a doubt the efforts, which were necessary to form out a science after rational principles on the basis of only empirical art. In his function both and philosopher and physician led this inevitably to profound effects in both kinds of areas. From this moment on, everyone could concerned itself with general science teachings and no longer only with applied knowledge of nature. We find the starting point for this important change in Eschenmayers philosophical development – like it is shown in this thesis - however already in the year 1796, with taking up Fichte ideas in its latin thesis and the execution and confirmation of these ideas in his translated and extended version following one year later. This philosophical development process Eschenmayers took place some years earlier than it had been assumed so far.

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