Inhaltszusammenfassung:
Hintergrund: Von der Leichenlipidbildung sind in Deutschland ca. 1/3 aller Friedhöfe betroffen, und auch aus anderen europäischen Ländern sind Probleme infolge Degradationsstörungen bekannt. Ursache ist hauptsächlich ein mangelnder Gasaustausch aufgrund verschiedener Ursachen (verdichtete Böden, Wasserstau etc.). In der Folge sind Friedhofssanierungen, -erweiterungen oder- erneuerungen notwendig. Die Dissertation beschäftigte sich mit den Möglichkeiten der Prophylaxe der Leichenlipidbildung auf Friedhöfen und von Sanierungsmaßnahmen. Zusätzlich wurde der Einfluss der Temperatur und der Luftfeuchtigkeit auf den Degradationsverlauf untersucht.
Methode: Auf einem Modellfriedhof wurden acht Versuchsreihen mit Sanierungsmaßnahmen installiert und regelmäßig Gasproben entnommen. Nach zweieinhalb Jahren wurde dann mittels Graberöffnungen der Degradationsverlauf dokumentiert. Zusätzlich wurde ein Prophylaxeverfahren bei neuen Bestattungen angewandt und ebenfalls mittels Gasprobenerhebungen die Belüftungssituation beurteilt. Darüber hinaus wurden die Grabkammer der Firma Ackermann, die Grabhülle der Firma Weihe und das Redoxverfahren der Firma Keller auf ihre Funktionalität hinsichtlich des Degradationsverlaufs überprüft. Zudem wurden bei den Grabhülle- und Grabkammerversuchen die Temperatur und Luftfeuchtigkeit in und außerhalb der Kammer/Hülle über mehrere Jahre gemessen.
Ergebnisse: Die getesteten Sanierungsverfahren auf dem Modellfriedhof zeigten unterschiedliche Erfolge. In dem Prophylaxeversuch konnte eine deutliche Erhöhung der Sauerstoffkonzentrationen in den Gräbern festgestellt werden, daher scheint dieses Verfahren einer Leichenlipidbildung entgegen zu wirken. Darüberhinaus konnte ein Zusammenhang zwischen der Vegetation, dem vorliegenden Stauwasser und der Belüftungssituation in den Gräbern hergestellt werden. Bei den Graböffnungen der Versuchsreihen mit den Grabkammern und der Grabhülle zeigte sich ein guter Degradationserfolg, in beiden war es nicht zu einer Leichenlipidbildung gekommen. Das Redoxverfahren zeigte Schwächen in der Anwendung (zu aufwendig, pH-Erhöhung) und erbrachte auch als Sanierungsmaßnahme nur bedingt Erfolg. Als Prophylaxemaßnahmen sind zusätzlich die Veränderung von Faktoren bei der Bestattung (Sargmaterial, Bestattungstiefe, Kleidung des Leichnams…) und Veränderungen von Faktoren auf dem Friedhof (Grabbepflanzung, Gießaktivität…) wirksam. Als Sanierungsmaßnahmen sind vor allem diffusionsfördernde Maßnahmen erfolgreich.
Bei den Temperaturmessungen fiel eine Abhängigkeit der Innen- von der Außentemperatur, bzw. beim gewählten Modellsatndort vom Grundwasserstrom des benachbarten Flusses auf.
Schlussfolgerung: Die Verfahren die zu einer Verbesserung der Belüftung geführt hatten, zeigten bei der Graberöffnung einen beginnenden Abbau des Leichenlipids. Die Grabkammer und die Grabhülle sind gute Alternativen für Problemstandorte, um einer Leichenlipidbildung vorzubeugen.