Inhaltszusammenfassung:
Das OSM ist ein seltener, gutartiger Tumor der Sehnervenscheide, dessen klinisches Bild durch langsamen, progredienten Visusverlust und Gesichtsfeldeinschränkungen geprägt ist. Neben klinischer Beobachtung und Operation steht seit einigen Jahren auch die Strahlentherapie zur Verfügung. Wir zeigen die Ergebnisse eines dreistelligen Patientenkollektivs, das zwischen 1993 und 2005 eine SFRT in Tübingen erhielt und vergleichen die Ergebnisse mit älteren Studien ähnlichen Konzepts, sowie mit den Ergebnissen anderer Therapieoptionen. KBM wurden auf Grund der Ähnlichkeit des Bestrahlungsgebietes ebenfalls aufgenommen.
Methode: Identifikation der Studienpopulation mittels einer Suchfunktion in der elektronischen Arztbriefschreibung. Einschlusskriterium war ein Meningeom des Nervus opticus oder des Keilbeins. Sodann Durchsicht der Patientenakten und Erfassung der Daten zum prätherapeutischen Stand, zur Behandlung selbst und zur Nachbeobachtung. Die Darstel-lung der Daten erfolgte deskriptiv. Wo sinnvoll, erfolgte eine Signifikanzprüfung mit dem zweiseitigen t-Test bzw. dem log-Rang-Test.
Ergebnisse: 118 Patienten, 31 % mit einem primärem, 64 % mit einem sekundären OSM, sowie 5 % mit einem KBM erhielten zwischen Juli 1993 und März 2005 eine SFRT. 83 % der Patienten waren weiblich. Das mediane Erkrankungsalter betrug 51,5 Jahre. Über die durchschnittliche Dauer von 42 Tagen wurde eine Gesamtdosis von 54 Gy (50,4+3,6 Gy) appliziert. An akuten Reaktion überwogen das Erythem, Alopezie und Kopfschmerzen. Zwei Fälle eines perationspflichtigen Hydrocephalus traten auf. Bei 91 % der Patienten zeigte sich nach einer durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von 43 Monaten ein stabiler radiologischer Befund, bei 5 % kam es zu einem Rückgang, bei 4 % zu einer Zunahme der Tumorgröße. Der Visus konnte bei 92 % erhalten oder gebessert werden. Ebenfalls konnte ein signifikanter Rückgang des Gesichtsfelddefektes, eine Besserung der Motilität und eine Reduktion der RAPD-Häufigkeit erreicht werden. Leider mussten zwei Fälle von wahrscheinlich radio-gen ausgelöster Optikusschädigung verzeichnet werden. Häufig war auch eine Störung der Hypophysenfunktion. Es trat kein Fall einer Strahlenretinopathie auf.
Diskussion: Durch die Radiotherapie kann in einem hohen Prozentsatz das Tumor-wachstum gestoppt oder sogar zurückgedrängt werden. Die Progressionsfälle traten alle nach der medianen Nachbeobachtungszeit von 41 Monaten auf. Jüngere und voroperierte Patienten zeigten häufiger eine Progression.
Die Rate für Visusverschlechterung lag im Zeitraum der medianen Nachbeobach-tungszeit bei 4,3 %. Ältere Patienten und Patienten mit Diabetes mellitus zeigten hier eine schlechtere Entwicklung. Allerdings war die Visusverschlechterung nur in 2 von 9 Fällen auf ein Tumorwachstum zurück-zuführen. Eine Visusverschlechterung ging nicht mit einem radiologisch nachgewiesenen Tumorwachstum einher.
Fasst man die Ergebnisse und die Nebenwirkungen zusammen, so ist die SFRT eine sicher Behandlungsoption für Patienten mit progredientem OSM. Bei stabilem Visus und ausbleibendem Tumorwachstum in der Bildgebung scheint auch eine alleinige Beobachtung angezeigt.
In bestimmten Fällen, besonders bei jungen Patienten, großer Tumormasse und unsicherer Diagnose zeigt das chirurgische Vorgehen gewisse Vorteile.
Abstract:
ONSM is a rare benign tumor of the optic nerve sheath, which mainly appears in slow progressive visual acuity loss and visual field defects. Since a couple of years the radiotherapy is also available as therapeutical option such as clinical observance and surgery. We show the results of patients who received a SFRT between 1993 and 2005 and compare these both with former studies with similar conception and studies with other therapeutical options such as surgery. SWM has been included because of the similar radiation field.
Methods: Identify the patients by using a search-assistent in the electronical charts, including all patients with meningioma of the nerve sheath or the sphenoid wing. Evaluating the charts to achieve the pre- and postradiation results. Presenting the data in a descriptive way, sometimes using a t-test or log-rang-test wherever nessessary.
Results: 118 patients, 31 % with an primary, 64 % with an secundary ONSM, and 5 % with an SWM recieved a SFRT between July 1993 and March 2005. 83 % of the patients were female. The median age was 51,5 years. During 42 days on average we applied a total dose of 54 Gy (50,4+3,6 Gy) to the target volume. The patients frequently showed erythema, alopecia and headache as signs of acute toxicity. In 2 patients a shunting due to an hydrocephalus occlusus was necessary.
After an average follow-up time of 43 months 91 % of the patients showed a stable disease. In 5 % there was a slight regression, in 4 % there was a radiographic progression.
Longitudinal assessment of visual acuity showed stabilization or improvement in 92 %. There was also a significant decrease in visual field defects, an improvement in ocular motility disorders and a reduced number of RAPD. Unfortunately there were two cases of optic neuropathy probably considered to be caused by the radiotherapy. Frequently there was also disorders of the pituary gland. We saw no case of a retinopathy due to the radiation.
Discussion: The radiotherapy is proof to stop tumor growth or even induce tumor shrinking in a high percentage. Cases of tumor-progression all occured after a median follow-up time of 41 months. Younger patients and patients who have undergone sugery before showed a progression more often. The rate of visual acuity loss was 4,3 % by the mean follow up time. Older patients and patients with an diabetes mellitus showed a slightly worser development here. Visual acuity loss was due to tumor-growth in 2 of 9 patients only. No patient with visual deteriorations showed a radiographic tumor progression.
Summarizing the results and side effects of radiotherapy, it is a safe treatment option in patients with progressive ONSM. Observation is the treatment of choice in patients with stable ophthalmological and imaging course.
In definite cases, especially in younger patients, a big tumor mass and if the diagnosis is uncertain the surgery shows some advantages.