Inhaltszusammenfassung:
Einleitung
Raumforderungen der Zentralregion stellen für die neurochirurgische Behandlung eine besondere Herausforderung dar. Magnetresonanz- tomographische (MRT) Bildgebungsmodalitäten haben das Potential, als nicht-invasive Hirnkartierungsmethoden zur präoperative Planung und operativen Risikoverminderung beizutragen. Dabei bietet die funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT) wichtige Informationen über die kortikale Funktion, während die Diffusions-Tensor-Magnetresonanztomographie (DTI) die subkortikale Faserbahnarchitektur darstellt. Eine systematische Kombination dieser beiden kernspintomographischen Modalitäten für die neurochirurgische Operationsplanung bei Patienten mit Raumforderungen der Zentralregion steht aus.
Methodik
Durchführung und Visualisierung von strukturellen, funktionellen und diffusionsgewichteten MRT-Aufnahmen bei Probanden und neurochirurgischen Patienten mit kortikalen und subkortikalen Raumforderungen der Zentralregion. Akquirierung von fMRT-Daten mit motorischen Paradigmen zur Darstellung des primären, motorischen Kortex und von DTI-Daten zur Traktographie des motorischen Faserbahnsystems (Pyramidenbahn). Durchführung einer klassischen Traktographie mittels, vom Untersucher vordefinierter, Landmarken (regions of interest [ROI]). Etablierung einer fMRT-basierten Traktographie der Pyramidenbahn.
Ergebnisse
Erfolgreiche und bei allen Probanden (n=13) reproduzierbare Visualisierung des Motorkortex und der Pyramidenbahn durch eine fMRI-basierte DTI-Traktographie ohne die Notwendigkeit für Untersucher-definierter Landmarken (ROI). Diese neue Methode ermöglicht es im Gegensatz zur ROI-basierte DTI-Traktographie, funktionell zusammengehörige Faserbahnen innerhalb der Pyramidenbahn selektiv zu visualisieren. Hierdurch kann die somatotope Architektur der kortikalen Repräsentationsareale entlang der Faserbahnen bis zur Ebene der Capsula interna visualisiert werden. Die Methodik wird erfolgreich in das klinisches Umfeld neurochirurgischer Patienten implementiert (n=22) und liefert plausible Informationen in Bezug auf den pyramidalen Faserbahnverlauf in Relation zur Tumorlokalisation (n=18). Bei ödematös verändertem Gehirngewebe kommt es zum Abbruch des visualisierbaren Faserbahnverlaufes (n=4).
Schlussfolgerung
FMRT- und DTI-Daten können für eine fMRT-basierte DTI-Traktographie der Pyramidenbahn kombiniert werden, um die individuelle, somatotope Faserbahnarchitektur zu visualisieren. Diese Methode kann auch bei neurochirurgischen Patienten mit Raumforderungen der Zentralregion eingesetzt werden und ist hier nur durch ein peri-tumorales Ödem limitiert. Dieses Verfahren stellt eine Erweiterung der neurochirurgischen Operationsplanung in der funktionserhaltenden Neurochirurgie von kortikalen und subkortikalen Raumforderungen der Zentralregion dar.