Inhaltszusammenfassung:
Im Jahr 1988 wurde die Global Polio Eradication Initiative ins Leben gerufen, deren Ziel die weltweite Ausrottung der Poliomyelitis bis zum Jahr 2000 war. Obwohl diese Ziel primär nicht erreicht wurde, konnte die Zahl der weltweit durch Wildviren verursachten Poliofälle durch die globalen Impfungaktivitäten, die vornehmlich mit dem Lebendimpfstoff OPV durchgeführt werden, deutlich gesenkt werden.
In den letzten Jahren wurden jedoch vermehrt Polioausbrüche registriert, die nicht durch Wildviren sondern durch den Poliolebendimpfstoff OPV verursacht wurden und die das globale Programm zur Ausrottung der Poliomyelitis vor eine große Herausforderung stellen: Die Lebendimpfviren können zu neurovirulenten Viren (vaccine-derived poliovirus, VDPV) zurückmutieren, in der Bevölkerung zirkulieren (cVDPV) und Poliomyelitis (vaccine-associated poliomyelitis) auslösen, was besonders nach Einstellung der Impfungen von Bedeutung und Gefahr ist, wenn die Anzahl Suszeptibler steigt.
Diese Arbeit untersucht den Einfluss unterschiedlicher Exitstrategien für Entwicklungsländer auf die Impfvirenpersistenz mit Hilfe eines stochastischen, individuen- und netzwerkbasierten Simulators, der die Rückmutation der Impfviren berücksichtigt. Als Impfvirenpersistenz wurde die Übertragung des Impfvirus für mindestens 20 Jahre nach der letzten Impfung definiert. Die Impfungen wurden entweder als Neugeborenenimpfung oder als Impfung an einem Impftag durchgeführt. Die Bevölkerung von 100.000 Individuen wurde in 10 Gruppen unterteilt. Alle Gruppen impfen genau 10 Jahre, bevor eine Exitstrategie begonnen wird, wobei die Gruppen an verschiedenen Impftagen impfen. Dann werden die Impfungen entweder sofort beendet oder innerhalb von 1-10 Jahren graduell auf Null verringert. Alle untersuchten Strategien wurden 500 mal simuliert, um ein geeignetes 95%-Intervall der Resultate zu erhalten. Die Ergebnisse zeigen, dass Persistenz am wenigsten wahrscheinlich ist, wenn an Impftagen geimpft wird und wenn die Impfungen sofort bei einem hohen Durchimpfungsgrad eingestellt werden und nicht langsam reduziert werden.