August Mayer - Direktor der Universitäts-Frauenklinik Tübingen 1917-1949

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Zitierfähiger Link (URI): http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-opus-29639
http://hdl.handle.net/10900/45082
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2007
Sprache: Deutsch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Sonstige
Gutachter: Hirschmüller, Albrecht
Tag der mündl. Prüfung: 2004-11-25
DDC-Klassifikation: 610 - Medizin, Gesundheit
Schlagworte: Gynäkologie , Nationalsozialismus , Tübingen / Universitätsklinikum Tübingen , Tübingen / Universität / Medizinische Fakultät , Psychosomatik
Freie Schlagwörter: Universitätsfrauenklinik Tübingen , eugenische Sterilisierung
university hospital of obstetrics and gynaecology Tübingen
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Inhaltszusammenfassung:

August Mayer, geboren am 28. August 1876 in Felldorf bei Horb, war von 1917 bis 1949 Direktor der Universitätsfrauenklinik Tübingen. In dieser Zeit erlangte Mayer akademische wie öffentliche Bekanntheit über die Grenzen Tübingens hinaus. Im Rahmen dieser Arbeit werden Mayers Biographie, sein wissenschaftliches Wirken insbesondere auf dem Gebiet der psychosomatischen Gynäkologie sowie seine Rolle im Zusammenhang mit den an der Frauenklinik im Dritten Reich durchgeführten Zwangssterilisierungen dargestellt. Mayer erlebte seine Kindheit am Fuße des Hohenzollern auf einem zum preußischen Fürstentum gehörigen Pachtgut. Sein Studium absolvierte er in Tübingen, Freiburg und Gießen; seine Assistenzarztzeit zunächst bei einem praktischen Arzt in Mühlacker, im weiteren u.a. bei Alfred Hegar an der Frauenklinik Freiburg i.B. Dort hatte Mayer erste Kontakte zu Hegars sozi-aldarwinistischen Ansichten und seiner Konstitutionsforschung. 1908 habilitierte sich Mayer in Tübingen bei Hugo Sellheim. 1918 wurde er trotz starker Vor-behalte der Fakultät dessen Nachfolger. Vermutlich kamen Mayer in dem betreffenden Berufungsverfahren seine weithin bekannten monarchistisch-deutschnationalen Ansichten zugute. Bereits vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten machte sich Mayer für die eugenische Sterilisierung, wenn nötig auch unter Zwang, stark. So wurden an der Tübinger Frauenklinik schon vor Inkrafttreten des Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses Frauen aus eugenischer Indikation sterilisiert. Während des Dritten Reiches wurden in der Frauenklinik an über 700 Frauen Zwangssterilisierungen durchgeführt. Auch nach Ende des Krieges gelang es Mayer nicht, die Rolle der Ärzteschaft oder seine persönliche Rolle im Dritten Reich zu erfassen und kritisch zu hinterfragen. In den folgenden Entnazifizierungsverfahren wurde Mayer durchgehend als nicht belastet eingestuft. Mayers wissenschaftliche Forschungen befassen sich mit den Wechselbeziehungen zwischen Körper und Seele, insbesondere mit den Auswirkungen psychischer Traumen auf die weiblichen Sexualfunktionen. An der Weiterentwicklung psychosomatischer Konzepte war Mayer jedoch kaum beteiligt. Er war vielmehr Praktiker, der bei seinen Patientinnen überaus beliebt, bei seinen zeitgenössischen wissenschaftlichen Kollegen zwar geachtet und angesehen aber nicht als innovativer Forscher bekannt war. Auf die moderne Psychosomatik konnte Mayer keinen Einfluß nehmen.

Abstract:

August Mayer, born August 28th, 1876 in Felldorf near Horb, was Director of the university hospital of obstetrics and gynaecology Tübingen from 1917 to 1949. During these years Mayer provoked academic and public attention in Tübingen and beyond. In this doctoral thesis, Mayer's biography, his scientific work especially in the fields of psychosomatic gynaecology aswell as his involvement in compulsory sterilization taking place at the university hospital of obstetrics and gynaecology during the Third Reich are made subject of discussion. Mayer grew up on a holding of prussian principality nearby Hohenzollern. He studied in Tübingen, Freiburg and Gießen, then was appointed medical assistant to a general practitioner in Mühlacker. Other assistance posts followed, i.a. under Alfred Hegar at the gynaecological hospital in Freiburg i.B, where Mayer first encountered Hegar's Social Darwinistic ideas and constitutional research. 1908 Mayer habilitated under Hugo Sellheim in Tübingen and, against major reservations, became the latter's successor in 1918. Presumably, Mayer's widely known monarchistic-"deutschnational" attitude was approved highly in the appointment procedure. It was already before the National-Socialist seizure of power that Mayer stood up for eugenic sterilization, if necessary even under constraint. Women were sterilized due to eugenic indication at the university hospital of obstetrics and gynaecology Tübingen even before the Law for the Prevention of Hereditarily Diseased Offspring came into effect. During the Third Reich more than 700 women suffered enforced sterilization at the university hospital of obstetrics and gynaecology. After the end of the war, Mayer did neither apprehend nor question his personal involvement or the part played by the medical profession as a whole in the Third Reich. During the subsequent denazification procedure, Mayer was continuously classified as "uncharged". Mayer's scientific research dealt with the correlation between body and soul and especially focussed on the repercussions of psychic traumas on the female sexual function. However, Mayer was not involved in the evolvement of psychosomatic concepts. He was rather the practitioner, who was popular among his patients. Contemporary academic colleagues respected him, but he was not known as an innovative researcher. Hence, Mayer did not influence modern psychosomatic medicine.

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