Inhaltszusammenfassung:
In der vorliegenden retrospektiven Studie wurden 119 Nierentransplantationen, welche zwischen 2000-2005 an der Chirurgischen Klinik des Universitätsklinikums Tübingen durchgeführt wurden, hinsichtlich der langfristigen Organfunktion des Transplantats untersucht.
Grundlage für die Evaluierung der Organfunktion waren die in der ambulanten Nachsorge ermittelten Serumkreatininwerte. Messzeitpunkte waren postoperativ und 3, 12 bzw. 36 Monate nach Transplantation.
Als einflussnehmende Parameter wurden u.a. die demographischen Spender- und Empfängerdaten, Spendertyp, Dialysedauer und Primärerkrankung des Empfängers, sowie die transplantationsassoziierten Parameter Anastomosenzeit (AZ), Kalte Ischämiezeit (CIT) und initialer Funktionsstatus erfasst und analysiert.
Als relevante Parameter für eine langfristige Organfunktion der am UKT verpflanzten Nieren erwiesen sich vor allem Spendergeschlecht und Spendertyp. Transplantate von weiblichen Spendern zeigten hochsignifikant den schlechteren Outcome. Ein Vergleich mit internationalen Daten und Studien ergab ähnliche Ergebnisse. Nach Gründen hierfür wird noch geforscht. Als ursächlich werden unter anderem Sexualhormone diskutiert. Ein zusätzlicher Einflussfaktor für den geschlechtsbedingten schlechteren Outcome der weiblichen Spendernieren in Tübingen könnte die Tatsache sein, dass der weibliche Spenderpool prozentual mehr alte Spender beinhaltet als der männliche.
Hinsichtlich eines negativen Einflusses des Spenderalters konnten bei den Tübinger Daten keine relevanten und statistisch signifikanten Beobachtungen gemacht werden.
Auch die kalte Ischämiezeit erwies sich für den Transplantationserfolg am UKT nicht, wie erwartet, als zentraler Faktor. Ein Vergleich mit internationalen Ergebnissen der CTS-Studie zeigte, dass die CIT bei den am UKT verpflanzten Nieren in den meisten Fällen kurz war. Diese Tatsache könnte eine mögliche Erklärung dafür sein, dass die Dauer der kalten Ischämiezeit in dieser Untersuchung keine signifikanten Auswirkungen auf die Funktionsraten ergab.
Als hochsignifikanter Parameter für den Outcome zeigte sich der Spendertyp. Transplantate von Lebendspendern zeigten durchweg hervorragende Organfunktion und es kam zu keinem Organversagen.
Außerdem zeigte sich, dass die initiale verzögerte Funktionsaufnahme des Transplantats einen hohen Stellenwert als Prognoseparameter für den weiteren Transplantationserfolg hat.